EU-Lobbying im Bereich der grünen Gentechnik

Entscheidet Geld allein über den Erfolg gezielter Lobbyarbeit? Großunternehmen und ihre Verbände gelten noch längst als übermächtige und ungeschlagene Akteure, wenn es darum geht, ihre Interessen im politischen Prozess auf nationaler und europäischer Ebene durchzusetzen. Finanziell und personell unverhältnismäßig stark ausgestattet, können sie mit wissenschaftlicher Expertise und aufwendigen Informationsplattformen einen Weg zu Multiplikatoren und politisch-administrativen Akteuren ebnen. Andererseits sind diese großen Spieler oft behäbige Tanker, gefangen im Spannungsfeld zwischen den Wünschen ihrer Mitglieder und den konsensorientierten Spielregeln auf dem politischen Parkett. Straff organisierte, klar ausgerichtete Nichtregierungsorganisationen können hier mit Konsequenz und persönlicher Überzeugungsarbeit punkten. Juliana Veit stellt die Lobbyingaktivitäten von Industrieverbänden und NGOs gegenüber und ergründet, wer den Politikgestaltungsprozess zielführender beeinflusst. Anhand zweier theoretischer Ansätze - der Ressourcentheorie und der Institutionentheorie - entwickelt sie Erfolgsfaktoren, um die Lobbyingaktivitäten von Verbänden zu analysieren. Die kontrovers diskutierte grüne Gentechnik liefert den passenden Handlungsrahmen zur praktischen Überprüfung: Anhand der Machtbalance zwischen dem Biotechnologieverband EuropaBio und der Umweltschutzorganisation Greenpeace untersucht die Autorin auf europäischer Ebene, welche Seite im politischen Spiel mehr Einfluss nimmt.