Eduard Erdmann

In den 1920er Jahren feierten seine Kompositionen Sensationserfolge, während und nach dem Zweiten Weltkrieg galt er als einer der tiefgründigsten Pianisten. Doch nach seinem Tod wurde es still um ihn, um Eduard Erdmann (1896-1958). Die Monografie will Erdmann neu entdecken. 'Eigenwilligkeit' war die Eigenschaft, die man Eduard Erdmann zeitlebens attestiert hat. Dies galt auf pianistischer Ebene, auf der er bereits als Jugendlicher mit den Konventionen der romantisierenden Aufführung brach und einen unerhörten Objektivismus anstrebte. Es galt aber auch für seine Kompositionen, die im regen Austausch mit Künstlern wie Heinz Tiessen, Artur Schnabel, Ernst Krenek und Philipp Jarnach den deutschen Zeitgeist der 1920er Jahre prägen sollten. Noch mehr aber darf Erdmanns Persönlichkeit mit dem Attribut 'eigenwillig' beschrieben werden: Immerhin plante er, die gesamte Weltgeschichte zusammenzutragen und die deutsche Literatur nicht nur vollständig zu besitzen, sondern auch gelesen zu haben. Angesichts der Vielseitigkeit dieser Künstlerpersönlichkeit unternimmt das Buch den Versuch, Eduard Erdmann durch Augen und Feder eines einzigen Autors zu betrachten. Ausgestattet mit einer Vielzahl an historischen Quellen und Zeitzeugenberichten macht es sich an die Aufgabe, Person und Wirken Erdmanns zu ergründen. Die Reihe 'SOLO - Porträts und Profile' lädt dazu ein, die Künstlerinnen und Künstler der 'klassischen' Musik kennenzulernen. Erstmals auf dem deutschsprachigen Buchmarkt stehen hier internationale Interpretinnen und Interpreten des 20. und 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Jedes Buch porträtiert in gut zugänglicher und kompakter Form eine Musiker-Persönlichkeit: Dirigentinnen und Dirigenten, Solistinnen und Solisten, Sängerinnen und Sänger. Biografie und Karriere werden ebenso vorgestellt wie wesentliche Merkmale des individuellen Musizierens. Eine Einordnung des künstlerischen Profils rundet die fundierten Darstellungen ab. Die Autorinnen und Autoren der Reihe sind auf ihrem jeweiligen Gebiet ausgewiesene Fachleute und kommen aus Forschung und Praxis.

Oliver Fraenzke, geb. 1995, studierte Musikwissenschaft an der LMU München. Seit vielen Jahren wirkt er als Autor und Journalist, daneben als Pianist und Noteneditor u. a. mit einer eigenen Edition für unbekannte Kammermusik. Seit 2016 beschäftigt er sich intensiv mit Eduard Erdmann, dessen Skepsis gegenüber lieb gewonnenen Konventionen er teilt. Mit seiner Erdmann-Monografie (2022) legte er einen gewichtigen Beitrag zur Erdmann-Forschung vor.