Eduard von Keyserling und die Klassische Moderne

Eduard von Keyserlings Werk geriet, trotz prominenter Fürsprecher wie Hermann Hesse, Herman Bang oder Thomas Mann, so häufig in Vergessenheit, wie es wiederentdeckt wurde. Zumeist erscheint Keyserling als ästhetischer Spätling, der nostalgisch von untergehenden baltischen Welten erzählt. Der zum 100. Todestag konzipierte Band zeichnet hingegen Keyserlings skeptische Moderne und mithin seinen Beitrag zur 'Klassische Moderne' nach. Die Studien zu den Romanen, Dramen und Essays situieren den Autor in den Diskursen und der literarischen Szene der Zeit und untersuchen u.a. Erzählstrategien und Gender-Diskurse sowie die Werkpoetik Keyserlings. Der Befund zeigt, dass sich bei Keyserling (thematisch) sentimentale Rückblicke auf die Zeit vor der Moderne verbinden mit (formal) Stilmitteln der Moderne und schließlich (diskursiv) einer Reflexion über die Moderne. Entsprechend begleitet er 'seine' Epoche von ihren Anfängen bis in ihr Auslaufen.




Christoph Jürgensen ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft/Literaturvermittlung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Michael Scheffel ist Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft/Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Wuppertal.