Eine Familie im Krieg

Dorothee Wierling erzählt eine bewegende Geschichte, die das Kriegserlebnis auf neue Weise verständlich machen kann. In den Jahren des Ersten Weltkriegs schrieben sich die sozialdemokratische Feministin Lily Braun, ihr Ehemann Heinrich, der gemeinsame Sohn Otto sowie eine enge Freundin der Familie, Julie Vogelstein, etwa 2000 Briefe. Basierend auf dieser fast vollständig erhaltenen Korrespondenz gibt Dorothee Wierling einen einzigartig dichten Einblick in die Alltags- und Gedankenwelt der Briefschreiber/innen während dieser Jahre. Angesiedelt in einem Milieu, in dem sich adlige, bildungsbürgerliche, sozialdemokratische, feministische und lebensreformerische Werthorizonte mit nationalistischer Kriegseuphorie vermischen, wird der Krieg als ein Ereignis erfahren, das zuvor rein Privates und Alltägliches in eine Sphäre von weltgeschichtlicher Bedeutung überführt. Eindrucksvoll lässt uns die Autorin am Kriegsalltag und der Reaktion auf die Ereignisse in der Heimat (vor allem in Berlin) und an der Front teilhaben. Zugleich zeigt sie, wie sich in den Briefen die Gefühle, Beziehungen, Ich-Ideale und die Sinnsuche in einer militarisierten Gesellschaft ausdrücken.

Dorothee Wierling, geb. 1950, ist stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) und Professorin an der Universität Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Geboren im Jahr Eins. Der Geburtsjahrgang 1949 in der DDR. Versuch einer Kollektivbiographie (2002); Mädchen für alles. Arbeitsalltag und Lebensgeschichte städtischer Dienstmädchen um die Jahrhundertwende (1987)

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