Eine Karriere im Zeichen der Umbrüche

Heinz Duchhardt geht in diesem Band - auf der Grundlage eines breiten Aktenmaterials - der akademischen Karriere eines 'sozialen Aufsteigers' aus dem südlichen Württemberg nach. Der Historiker Martin Göhring gelangte über den zweiten Bildungsweg zum Studium im In- und Ausland und wurde 1932 mit einer Arbeit zur Französischen Revolution promoviert. Parteimitglied seit 1935, blieb er diesem Forschungsfeld auch nach der Habilitation als Hallenser Dozent und Professor an der Reichsuniversität Straßburg und über das Jahr 1945 hinaus treu, um erst Mitte der 1950er Jahre seinen Forschungsschwerpunkt radikal auf die deutsche Zeitgeschichte umzustellen. Seine wichtigsten wissenschaftlichen Positionen waren das Direktorat am Institut für Europäische Geschichte (seit 1951) und, nachdem alle seine Versuche gescheitert waren, eine Professur an einer württembergischen Universität zu erlangen, sein Lehrstuhl an der Universität Gießen (seit 1961). Martin Göhring war keine der unstrittigen Führungsfiguren des Fachs, aber seine Karriere steht für die Wege, sich vom NS-System nicht völlig verbiegen zu lassen, und für die Mühen, nach 1945 wieder in den akademischen Betrieb einzusteigen.

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