Eine Untersuchung zu Schnitzlers 'Leutnant Gustl' aus psychoanalytischer Sicht

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Neuere Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Die alte Psychologie hat die Resultate der Gefühle, wie sie sich am Ende im Bewusstsein ausdrücken, aus dem Gedächtnis gezeichnet; die neue zeichnet die Vorbereitungen der Gefühle, bevor sie sich noch ins Bewusstsein hinein entschieden haben.¿ Dies schrieb Bahr 1891 und schuf damit die theoretische Basis für das Schaffen von Arthur Schnitzler, der neun Jahre später seinen ¿Leutnant Gustl¿ veröffentlichen sollte. Schnitzler absolvierte ein Medizinstudium, welches er mit der Promotion abschloss und wandte sich der Literatur zu. Auf beiden Gebieten faszinierte ihn die Auseinandersetzung mit dem Inneren der Menschen, den seelischen Befindlichkeiten. ¿Die ¿Ich-Form¿ reicht also nicht mehr aus, weil sie das Nervöse gerade weglässt, und die fachmännische ¿Ich-Form¿ kann höchstens eine Not-Unterkunft gewähren, bis dem Bedürfnisse eine verlässlichere Heimstätte gesichert ist. Diese Methode, das Unbewusste auf den Nerven, in den Sinnen, vor dem Verstande, zu objektivieren, verlangt das ganze Geschrei nach der neuen Psychologie.¿ Es kam Schnitzler darauf an, von seinem ¿Leutnant Gustl¿ ein Bewusstseinsprotokoll anzufertigen. Er legte durch Erweiterung und Ausbau der Versuche Dujardins und Garsins eine Erzählform vor, die als ¿literarisches Psychogramm" bezeichnet werden kann: den Inneren Monolog. Es fasziniert mich, Einblick in ein literarisches Werk zu bekommen, in dem neben der meisterlichen Erzählkunst Aspekte aus der Anfangsphase der Psychoanalyse um 1900 zu finden sind. Das Werk ist weder nur ein literarisches, noch ein vollkommen wissenschaftliches. Beides ergänzt sich zu einer bemerkenswerten literarischen Arbeit mit wissenschaftlichen Elementen. Ziel dieser Arbeit soll es deshalb sein, das Werk aus beiden Blickwinkeln zu betrachten. Im ersten Teil wird das Verhältnis von Schnitzler und Freud untersucht, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufdecken zu können. Die darauf folgende Charakteristik der Hauptfigur des Werkes stellt im Überblick den heutigen Forschungsstand zum ¿Leutnant Gustl¿ dar und geht auf die sozialen Systeme, die Familie und die Armee ein, mit denen Gustl fest verbunden ist. Daraufhin wird kurz der innere Monolog näher beleuchtet. Als besonders interessant erscheint die Frage, inwieweit Gustl als Hysteriker gesehen werden kann. Es werden neue Thesen entwickelt und auf ihre Brauchbarkeit untersucht. Ein Nachwort fasst die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick.

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