Eine seltsame Zeit des Wartens

'Ein ruhiger herrlicher Sommerabend; die Trauben reifen, die Ochsen pflügen. Nur der Mensch ist völlig verrückt geworden.' In der Rückschau ist es leicht, Anzeichen für drohendes Unheil auszumachen. Aber wer mittendrin in der Geschichte steckt, kann nur versuchen, sich aus Gehörtem, Gesehenem und Gelesenem ein Bild zusammenzusetzen. Im ­Sommer 1940 tritt Italien in den Zweiten Weltkrieg ein, ein gutes Jahr zuvor beginnt Iris Origo ihr Tagebuch. Die Britin lebt in der Toskana, ist aber auch in Rom bestens vernetzt. Und während die Nazis über halb Europa hinwegziehen, spricht sie mit Bauern und Politikern, hört Radio und liest Zeitungen - und hält alles fest. So bekommen wir nicht nur Einblick ins faschistische Italien, sondern auch ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn die Welt am Wendepunkt steht.

Iris Origo (1902-1988) wurde als Tochter einer Aristokratin und eines wohlhabenden Amerikaners in Großbritannien geboren. Sie lebte in Italien, vor allem auf dem Landgut La Foce, wo sie ihr berühmtes 'Toskanisches Tagebuch 1943/44: Kriegsjahre im Val d'Orcia' schrieb und später auch starb. Die Historikerin verfasste vor allem Biografien, etwa über Giacomo Leopardi oder einen toskanischen Kaufmann (Wagenbach).

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