Eine vergleichende Analyse der XLII. Fabel in Ulrich Boners Edelstein

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Wien (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Ulrich Boners Edelstein, Sprache: Deutsch, Abstract: Der aus bürgerlichem Geschlecht in Bern stammende Dominikanermönch Ulrich Boner verfasste um 1350 die wohl erste geschlossene Fabelsammlung deutscher Sprache. Neben einigen weiteren Zusatzquellen griff er vor allem auf die Äsopica des Avian und des Anonymus Neveleti zurück, bedeutende Fabelsammlungen des Mittelalters, und übersetzte diese vom Lateinischen ins Deutsche. Die 100 Reimpaarfabeln werden dabei von einem Prolog und Epilog umrahmt, was Hinweis gibt auf die literarische und rethorische Bildung, der Boner als Mönch sicher zuteilwurde. Die Fabeln sind innerhalb der Sammlung thematisch geordnet, die Sammlung trägt den Titel ihrer programmatischen Eingangsfabel: Der Edelstein. Gewidmet ist die Sammlung Johann von Ringgenberg, ein Freiherr aus dem Berner Land, der auch selbst als Spruchdichter tätig war. Im Prolog, einem Gebet, erfolgen die Selbstnennung des Verfassers, die Widmung, sowie die Titelgebung des Werkes. Zugleich macht Boner hier auch seine Intention deutlich, Beispiele aus dem Reich der Tiere geben zu wollen, um daraus praktische Lehren für das Leben der Menschen abzuleiten. Mit dem Titel leitet er über zur ersten Fabel, die veranschaulicht, wie man seine beispielhaften Erzählungen verstehen soll. Auch der Inhalt der nächsten beiden Fabeln kann mit Bezug auf das allgemeine Verstehen der bîschaften gelesen werden. Und auch die Setzung der letzten Fabel der Sammlung gehört zu ¿der Komposition programmatischer Eckstücke¿, die die Rahmung der Sammlung ausmacht. Jede Fabel trägt zwei Überschriften: Die erste nennt direkt Inhalt und auftretende Figuren. Die zweite nennt das Thema der Fabel auf einer schon abstrahierten Ebene, also in welche Richtung die Auslegung der Fabel moralisch gehen wird. Innerhalb der Sammlung werden die Fabeln nach Themenkomplexen zu Gruppen zusammengeschlossen, was sich teilweise an den Überschriften schon ablesen lässt. In dieser neuen, eigenen Komposition schon bekannter Fabeln liegt der literarische Verdienst Boners. Für die Epimythien der einzelnen Fabeln orientierte Boner sich formal am Reimpaarbîspel, dem Darstellungstyp in dem die ersten ins deutsche übertragene Fabeln auftauchten. Sprachlich bietet das Werk einige mundartliche Färbungen und Dialekteigenheiten aus dem Berner Land.