Einen Furz auf den Teufel lassen. Luthers Satanologie zwischen volkstümlicher Propaganda und existentiellem Glauben

Der Theologe Max J. Suda bekennt: 'In keinem Schriftenkorpus habe ich soviel vom Teufel gelesen als im Werk Martin Luthers;' für den Autor zählt dies mit zu den dunklen Seiten des Reformators, neben etwa dessen Ausfällen gegen Türken und Juden. Nicht nur zeige Luther die Tendenz, von Sünde und Bösem direkt auf den im Hintergrund wirkenden Teufel zu schließen, auch die Gegner der evangelischen Bewegung, allen voran das Papsttum, würden allzu schnell als des Teufels gebrandmarkt. Keineswegs komme dabei dem Satan eine herausragende Rolle lediglich in den Tischreden des Doktors zu, vielmehr durchziehe sie Luthers gesamte Theologie in einem Maß, dass bei allen Schwierigkeiten, die uns heutigen ach so aufgeklärten BürgerInnen dies auch bereiten mag, es dennoch unmöglich sei, den Teufel aus Luthers Werk wegzurationalisieren, ohne dadurch zugleich die Essenz seiner Theologie zu verfehlen. Dem Theologen und Historiker Heiko A. Oberman wiederum gelingt es, Luthers Theologie anschaulich gerade mithilfe der Figur des Teufels auf den Punkt zu bringen. Gelebte christliche Existenz vollziehe sich eben gerade zwischen den beiden Polen Gottes und des Satans. Würde man um die reale Bedrohung durch den Teufel nicht wissen, so könne man auch Luthers Glauben nicht nachvollziehen; und der Glaube an Christus würde dann zu einer abstrakten Idee.

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