Einrichtungen zur Vermeidung von Untersuchungshaft in Berlin und Brandenburg. Unterschiedliche Voraussetzungen und den Wegfall der geschlossenen Heime

Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Alice-Salomon Hochschule Berlin (Sozialpädagogik), Veranstaltung: Ausgewählte Problemfelder aus dem Bereich abweichendes Verhalten, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein leidiges Thema - nicht nur zu Wahlkampfzeiten: Pro und Contra von geschlossenen Heimen und von Untersuchungshaft für Kinder und Jugendliche sind in Deutschland spätestens seit der Heimkampagne in den siebziger Jahren Gegenstand teils hitziger Debatten. Befürworter argumentierten aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, dass Straftäter, egal welchen Alters, weggeschlossen und die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden müsse, während Kritiker hervorhoben, dass Hilfe und Zwang unvereinbar seien und eine Ambivalenz zwischen Zuwendung und Ausgrenzung bestehe. Der Gesetzgeber schloss sich der reformerischen Sichtweise an und liberalisierte das Jugendrecht. Das Jugendgerichtsgesetz wurde im Dezember 1990 dahingehend geändert, dass die Voraussetzungen für Anordnung und Vollzug der Untersuchungshaft eingeschränkt, sowie der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf besondere Belastungen für Jugendliche eingeführt wurden. Die eigenständige Rechtsgrundlage für die geschlossene Unterbringung von Kindern und Jugendlichen fiel mit dem neuen Kinder und Jugendhilfegesetz, welches 1991 das Jugendwohlfahrtsgesetz ersetzte, völlig weg. Die Arbeit untersucht, ob die Abschaffung der geschlossenen Heime zu einer Abnahme von repressiven Maßnahmen gegenüber Jugendlichen geführt hat, oder ob es, im Gegensatz dazu, zu einer Zunahme der Untersuchungshaftgefangenen gekommen ist. Um eine theoretische Grundlage zu schaffen, werden zunächst die Möglichkeiten aufgezeigt, die das deutsche Recht zur Freiheitsentziehung bietet. Danach werden Einrichtungen und Konzepte zur Vermeidung von Untersuchungshaft in Berlin und Brandenburg ausführlich vorgestellt. Im abschließenden Teil wird die Entwicklung von geschlossener zu offener Unterbringung aufgezeigt, bevor ein ausführlicher Einblick in die bisherige Diskussion schließlich zu einer abschließenden Bewertung der Alternativen zur geschlossenen Unterbringung führt. Ferner möchte die Arbeit eine Antwort darauf liefern, ob die unterschiedlichen geographischen und infrastrukturellen Gegebenheiten in Berlin und Brandenburg eine Auswirkung auf die Effizienz der Träger haben.