Emersons ethisch-spiritualistische Philosophie. Die Kluft zwischen Theorie und Praxis

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 1,3, Leuphana Universität Lüneburg (Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Lieblich zum Auge, gewinnend zum Herzen - Naturliebe und Empfindung im 18. und 19. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie soll ich leben? Um diese Frage hat sich Emersons gesamtes Leben gedreht und durch seine Arbeit, sein philosophisches Gesamtwerk hat er nicht nur diese Frage beantworten können, sondern ebenfalls das Leben anderer nachhaltig beeinflusst. Wieviel Gutes kann man über einen Mann sagen, der andere dazu veranlasst hat, allein in die Wildnis zu ziehen, sich von Vater, Mutter und Gesellschaft abzukehren und dort in der Einsamkeit dem Hungertod zu erliegen? Am 06. September 1992 wurde die Leiche des damals 24-jährigen Christopher McCandless in einem ausrangierten und als Unterkunft umgebauten Bus am Stampede Trail in Alaska gefunden. Nach dem Studium hatte er mit seinem Elternhaus gebrochen und dieses wortlos verlassen um das Land zu sehen und um ein nonkonformistisches Leben in der Natur zu leben. Letztendlich fand er, den einige einen Spinner, andere einen Romantiker nennen, den Tod. Neben seiner stark abgemagerten Leiche fand man in seinen wenigen Habseligkeiten eine Ausgabe von Henry David Thoreaus ¿Walden¿. Thoreau hat in diesem 1854 veröffentlichtem Buch sein Leben in der Natur von Concord, Massachusetts dokumentiert. Mit 28 Jahren zog er für zwei Jahre an den Waldensee, zimmerte sich eine Hütte und lebte von dem, was die Natur ihm zu bieten hatte. Thoreau lebte die Philosophie seines Freundes, Nachbarn, Kollegen und Lehrers Ralph Waldo Emerson und versuchte dadurch ein radikales Experiment, in dem er philosophische Abstraktionen durch pragmatische Alltagsanwendung interpretierte. Wo Thoreau sich von seinem Verstand leiten ließ, erlag der junge McCandless der wilden Sehnsucht seines Herzens und musste aufgrund seiner Unachtsamkeit und der u¿berwältigenden Macht der Natur sein Leben lassen. Emerson hat in beiden Fällen lediglich den Grundstein zum eigenständigen Denken und zur Wertschätzung der eigenen und der weltlichen Natur gelegt und ist daher nicht fu¿r die freie Interpretation seiner Gedankengänge verantwortlich.