Enkulturation, Psychogenese und Soziogenese

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Universität Münster (Seminar fu?r Volkskunde/Europa?ische Ethnologie), Veranstaltung: Modulabschlussarbeit Modul 1, Sprache: Deutsch, Abstract: In den 1930er Jahren bescha?ftigte sich der deutsch-ju?dische Soziologe Norbert Elias in seinem Londoner Exil 'mit den Entwicklungen des Mittelalters, des Humanismus, der ho?fischen Gesellschaften und der Aufkla?rung im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts'. Sein Hauptaugenmerk lag dabei vor allem auf den langfristigen und permanenten Transformationen der Perso?nlichkeits- und Gesellschaftsstrukturen innerhalb der westlichen Gesellschaften. Diese Arbeit wird die Frage kla?ren wie sich das ZusammenspielvonPsychogeneseundSoziogeneseinnerhalbden Zivilisationsprozesses gestaltet und welche Bedeutung der Enkulturation in diesem Kontext beibemessen wird. Elias wollte untersuchen, was der innere 'Antrieb' des kulturellen Fortschrittes war und wie die Menschen im Laufe der Jahrhunderte sich selbst und auch ihre Mitmenschen dazu brachten 'allma?hlich zivilisiertere Verhaltenweisen anzunehmen'. Als empirisches Material dienten dabei die in verschiedenen Sprachen verfassten Manieren- und Erziehungsschriften sowie Anstands- und Zeremoniellbu?cher. Er untersuchte die Verhaltensa?nderungen der ho?fischen Eliten vom ausklingenden Mittelalter bis ins 18te Jahrhundert wobei die Zeit des franzo?sischen Absolutismus den zentralen Punkt seiner Forschungen bildete. Diese monumentale zweiba?ndige Monographie aus dem Jahr 1939 ist mit 'U?ber den Prozess der Zivilisation' tituliert und wahrscheinlich Elias' bedeutendstes Werk. Die darin enthaltene Zivilisationstheorie erha?lt ihre hohe Aussagekraft bis zum heutigen Tag vor allem durch die interdisziplina?re Leistung, welche die Soziologie mit der Geschichtswissenschaft, der Ethnologie, Anthropologie, Psychologie, Rechts- wissenschaft und Kulturwissenschaft verknu?pfte. 'Die Strukturen der menschlichen Psyche, die Strukturen der menschlichen Gesellschaft und die Strukturen der menschlichen Geschichte, sie sind Komplementa?rerscheinungen und nur im Zusammenhang miteinander zu erforschen.' Im Gegensatz zu vielen zeitgeno?ssischen soziologischen Theorien und der bloßen Beschreibung von gesellschaftlichen Tendenzen in der Gegenwart ermo?glicht sie es, weitaus la?ngerfristige Vorga?nge in der Kulturgeschichte zu erfassen, zu verstehen und zu deuten.

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