Enno Narten (1889-1973): Wandervogel, Jugendpfleger, Heimatschützer, Kommunist

Eines der prominentesten und bis heute bestehenden Projekte jugendbewegter Akteure war die Jugendburg Ludwigstein bei Witzenhausen in Nordhessen. Sie wurde maßgeblich durch den aus Hannover stammenden Wandervogel Enno Narten auf- und ausgebaut. Enno Narten, Jahrgang 1889 und Sohn eines Oldenburger Professors, stammte aus dem Bildungsbürgertum, studierte Bauingenieurswesen und war Kriegsfreiwilliger. Er fasste Fuß im sozialen und reformpädagogischen Sektor, wurde nach der Machtergreifung Hitlers als SPD-Mitglied diskriminiert und machte dennoch Karriere bis 1945. Geprägt von zwei Kriegen engagierte Narten sich für den Frieden, er partizipierte aktiv in der sozialistisch-kommunistischen Szene. Er steht exemplarisch für die erste Generation Jugendbewegter, die durch ihre Prägung im Wandervogel Verantwortung, Führungsfähigkeiten, Gestaltungswillen und Bereitschaft zum Verändern von Strukturen zeigten. Anhand seiner Personalie ergeben sich zahlreiche Erkenntnisse für die historische Forschung über die Ausmaße jugendbewegter Netzwerke sowie deren Selbstverständnis und ihre Haltung gegenüber politischen Systemen. Zudem können zahlreiche Erkenntnisse über die linkspolitische Szene in der frühen Bundesrepublik gewonnen werden.