Entdeckungsreisen in China

'Nicht ohne Bangigkeit stand ich an der Pforte des ungeheuren Reiches, dessen Erforschung durch einen Einzelnen ein verwegenes Unternehmen schien.' Ferdinand von Richthofen Zwischen 1868 und 1872 bereiste Richthofen auf sieben Reisen 13 der da-mals 18 Provinzen Chinas. Er durchwanderte Gebiete, die bis dahin kaum ein Europäer betreten, geschweige denn wissenschaftlich erforscht hatte. Die vorliegenden Berichte des bedeutendsten China-Forschers des 19. Jahrhunderts und 'Nachfahren' Marco Polos, Ferdinand von Richthofen, sind vor allem deshalb von besonderem Interesse, da sie China in seiner unverfälschten und ur-sprünglichen Gestalt einfangen. Als Ferdinand von Richthofen 1872 nach insgesamt zwölf Jahren ausgedehnter Forschungsreisen im ostasiatischen Raum wieder nach Deutschland zurückkehrte, entstand in der Folge der Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse in der westlichen Welt ein neues und differenziertes Bild von China. Was könnte auch mehr zum Verständnis des modernen Chinas beitragen als der erste wissenschaftlich fundierte Ori- ginalbericht über dieses Land und sein Volk - zu einer Zeit verfasst, als China und besonders sein Landesinneres noch im wahrsten Sinne des Wortes 'chinesisch' waren. Richthofen legte mit seinem Bericht einen wichtigen Grundstein zur wissenschaftlichen Erschließung Chinas und zeigte Richtungen für die Entwicklung von Wirtschaft, Handel und Verkehr auf. Richthofens Stellung als angesehener Hochschullehrer an den Universitäten Bonn, Leipzig und vor allem Berlin und als einflussreicher Wissenschaftler haben seine Chinaforschungen weiten Kreisen nahegebracht.

Ferdinand von Richthofen (1833 - 1905) studierte in Breslau und Berlin Geografie und Geologie, war bei der geologischen Landesanstalt in Wien tätig, begleitete 1860 bis 1862 die preußische Expedition nach Ostasien, besuchte Japan, China, Manila, die holländischen Besitzungen Hinterindiens, Siam, zum Teil in noch un- bekannten Gebieten, ging dann nach San Francisco, durchreiste Kalifornien und die Sierra Nevada und begab sich 1868 nach Shanghai, von wo aus er fast ganz China und Teile von Japan bereiste. Als Folge dieser damals ungewöhnlich weiten Reisen trat er nicht nur mit aufsehenerregenden Forschungsergebnis- sen an die Öffentlichkeit, sondern wurde darüber hinaus zu einem der Wegbereiter der modernen Geografie. Ihm galt es, die Wechselwirkung von 'Natur' und 'Kultur' auf den Charakter der Landschaft hin zu erfassen. Diesen Leitlinien folgte er auch bei den Studien auf seinen Reisen durch zwölf Provinzen Chinas. Nach seiner Rückkehr nach Europa trug er die Ergebnisse seiner Forschungsreisen zusammen und veröffentlichte sie in dem fünfbändigen Werk 'China, Ergebnisse eigener Reisen' und den zwei Bände umfassenden 'Tagebüchern aus China'.

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