Entscheidungsphänomene

Inhaltsangabe:Einleitung: Entscheidungstheoretische Bemühungen werden nach ihrem primären Zweck in zwei Hauptgruppen unterteilt: normative Theorien und deskriptive Theorien. Die normative Entscheidungstheorie konzentriert sich auf die Entscheidungslogik und gibt Verhaltensempfehlungen für eine rationale Entscheidungsfindung, während die deskriptive Theorie versucht, das durch empirische Daten gewonnene, tatsächliche menschliche Verhalten abzubilden. Den größten Stellenwert in der Entscheidungstheorie unter Risiko hat die Risikonutzentheorie. Sie geht auf den schweizerischen Mathematiker und Physiker Bernoulli (1738) zurück, der bereits im 18. Jahrhundert anhand des St. Petersburger Spiels demonstrierte, dass sich Menschen bei ihren Entscheidungen nicht ausschließlich am Erwartungswert orientieren. Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts konnte sie als rein deskriptive Theorie angesehen werden. Erst mit ihrer axiomatischen Fundierung durch Von Neumann und Morgenstern im Jahre 1947 wurde der Grundstein gelegt, der Risikonutzentheorie auch einen normativen Charakter zuzuschreiben. Anhand der Axiomatik sollte ein Verhalten definiert werden, welches jeder rationale Entscheidungsträger befolgen müsste. Auch wenn die meisten Wissenschaftler heute noch die normative Bedeutung der Risikonutzentheorie schätzen, lieferten diese Axiome andererseits Ansatzpunkte, um die deskriptiven Qualitäten der Theorie in Frage zu stellen5. Die Ergebnisse zahlreicher empirischer Studien belegen, dass sich Menschen in realen Entscheidungssituationen nicht zwingend im Sinne dieser Axiome verhalten. Hier setzt diese Arbeit an und gibt anhand einer Darstellung ausgewählter Entscheidungsphänomene einen Überblick über die zentralen Kritikpunkte an den Verhaltensannahmen der Risikonutzentheorie. Seine besondere Brisanz erhält dieses Thema deswegen, weil gerade jetzt ein Paradigmenwechsel im Gange zu sein scheint, in dem das Risikonutzenmodell seine Dominanz zunehmend verliert. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die Königlich Schwedische Akademie im Herbst 2002 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften unter anderem an Daniel Kahneman verliehen hat. Kahneman hat zusammen mit dem Psychologen Amos Tversky die Risikonutzentheorie einer umfassenden empirischen Kritik unterzogen. Als Konsequenz haben beide Wissenschaftler 1979 eine Alternativtheorie entwickelt, die so genannte Prospect-Theorie. Seitdem gelten sie als Pioniere der verhaltensorientierten Ökonomie. Das [...]

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