Entwicklung von Kreditrisikopreisen und externen Ratings

Problemstellung: Die erste Rating-Beurteilung wurde Anfang des 20. Jahrhundert von John Moody im Kontext der ausgeprägten Anleihenfinanzierung der Eisenbahnunternehmungen zu Zeiten der fortwährenden Landerschließung auf dem amerikanischen Kontinent vollzogen. Seitdem entwickelte sich die von Moody gegründete Rating-Agentur, der "Moody's Investor Service" zu einer der einflussreichsten Rating-Agenturen, die in 100 Staaten über 143.000 Rating-Beurteilungen vorgenommen hat und heute etwa 700 Analysten beschäftigt. Neben dem Moody¿s Investor Service übernehmen auch zwei weitere international tätige Rating-Agenturen, "Standard and Poor's (S and P) Corporation" und "Fitch Investors Service" die Aufgabe der Rating-Beurteilung von Unternehmungen, Anleihen und Staaten. S and P und Moody's sind dabei insgesamt als die einflussreichsten Rating-Agenturen zu betrachten, da sie speziell auf dem amerikanischen Markt so gut wie alle Emittenten-Ratings vornehmen. In der Fachliteratur wird angesichts dieser Dominanz der beiden Rating-Agenturen häufig von einem Duopol bzw. von einem Oligopol, wenn man Fitch als dritte bedeutende Rating-Agentur hinzunimmt, gesprochen. Einem Wettbewerb sehen sich die Agenturen lediglich durch kleinere spezialisierte Nischenanbieter ausgesetzt. Den beiden Rating-Agenturen Moody's und S and P kann eine unbestrittene Machtposition in der Finanzwelt zugesprochen werden, da sie durch die von ihnen vorgenommenen Rating-Beurteilungen zum einen erst den Zugang von Unternehmungen zum Kapitalmarkt möglich machen und zum anderen einen entscheidenden Einfluss auf die Finanzierungskosten einer Unternehmung ausüben. Mit der genauen Auswirkung des Einflusses, den Rating-Agenturen durch die Rating-Verlautbarungen auf die Entwicklung der Finanzierungskosten, im Speziellen auf die Risikoprämie der Investoren, ausüben und den Reaktionen der Marktteilnehmer auf einzelne Rating-Verlautbarungen haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten eine Reihe von Forschern intensiv auseinandergesetzt. Ziel dieser Arbeit soll es sein, einige zentrale Studien aus den Jahren 1980 bis 2006 in Form einer systematischen Überblicksanalyse auf die Frage hin zu untersuchen, welche Auswirkungen von Rating-Agenturen auf die Kreditrisikopreise in den Studien festgestellt werden konnten. Dabei sollen die Auswirkungen sowohl von positiven als auch von negativen Rating-Verlautbarungen auf die Entwicklung der Kreditrisikopreise, des Credit Spreads (CS) und des Credit Default Swap Spreads (CDSs), untersucht und die Frage beantwortet werden, inwiefern die unterschiedlichen Rating-Verlautbarungen Auswirkungen auf die Preisstellung der Marktteilnehmer haben. Sollte sich ein Einfluss der Rating-Verlautbarungen auf die Kreditrisikopreise feststellen lassen, kann den Verlautbarungen ein Informationswert zugesprochen werden. Unter diesem Begriff ist zu verstehen, dass die Verlautbarungen Informationen enthalten, die den Marktteilnehmern zuvor nicht zur Verfügung standen. Darüber hinaus soll die Frage beantwortet werden, inwiefern die Marktteilnehmer Rating-Verlautbarungen durch frühzeitige Preisreaktionen vor der Publikation antizipieren und welcher der beiden betrachteten Risikopreise schneller neue preisrelevante Informationen verarbeiten kann.