Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg

Forschungsarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 2,0, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte), Veranstaltung: Probleme der Forschung zur Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Erste Weltkrieg war in der geschichtswissenschaftlichen Forschung und in der Erinnerung der Deutschen bis in die 1960er eher im Hintergrund zu verorten. Ein Blick in die am Krieg beteiligten europäischen Nachbarländer belegt jedoch, dass dort der Erste Weltkrieg stets präsent war und ist. In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 eine einschneidende Zäsur in der Geschichte darstellt. Die Kampfhandlungen forderten viele Tote, Verwundete und Vermisste. Die Gesamtzahl an Toten infolge des Kriegs beläuft sich auf etwa neun Millionen. Nicht ohne Grund spricht George Kennan 1979 von der ¿great seminal catastrophy of this century¿, der ¿Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts¿ . Daher drängt es sich auf, die Erinnerungen in der Weimarer Republik im Anschluss an diesen ¿industrialisierten Krieg¿ näher zu untersuchen. Dazu bedarf es einer näheren Erläuterung von Erinnerungen. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Astrid Erll hat in ihrer Dissertation über Gedächtnisromane ein Modell zu kollektivem Gedächtnis und Erinnerungskulturen entworfen. Sie bezieht das kollektive Gedächtnis auf Kulturphänomene und bezeichnet es als ein ¿¿Vorrat¿ oder ¿Speicher¿¿ an Informationen. Dies sei ¿ein prinzipiell offenes und veränderliches Gewebe mentaler, materialer und sozialer Phänomene der Kultur¿ und nur durch ¿Akte kollektiver Erinnerung¿ beobachtbar. Erinnerung ist nach Erll eine Aktivierung der Informationen aus dem Vorrat bzw. Speicher an Informationen, also dem Gedächtnis. Die Akte kollektiver Erinnerung können nur durch mediale Instrumente von mehreren Menschen getätigt und gelesen werden, sind aber genauso vom individuellen Gedächtnis als ¿Ausgangspunkte¿ abhängig. Erinnerungskulturen sind die ¿Ausprägungen von kollektivem Gedächtnis¿ . Sie machen kollektives Gedächtnis erst sichtbar und analysierfähig. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Bericht zu liefern, wie diese Erinnerungen in der wissenschaftlichen Forschung behandelt werden, welche Aspekte und Fragen diskutiert wurden und werden und welche neuen Perspektiven und Ansätze entstanden. Im ersten Kapitel beleuchte ich die Anfänge der Forschung von 1950 bis in die 1980er Jahre, im zweiten Kapitel von den 1980er bis heute, da diese Jahre einen Zäsurcharakter haben. Am Ende erfolgen ein Fazit, das die zentralen Ergebnisse zusammenfasst, sowie ein Ausblick, der mögliche Forschungsperspektiven für künftige Studien betrachtet.

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