Eros und Gewalt in >Dantons Tod<

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: In einem schmalen OEuvre von drei Dramen und einer Erzählung finden sich in Verbindung mit der Liebe: drei Selbstmorde, zwei Selbstmordversuche, ein potentieller Selbstmord, ein Mord sowie drei Wahnsinnige. Diese Bilanz stammt von Reinhold Grimm, der 1979 in seinem Aufsatz Coeur und Carreau1 mit Bezug auf Dantons Tod weiter feststellt, »daß die Thematik der Liebe hier nicht minder beherrschend und wichtig ist als diejenige der Revolution«.2 Grimm nennt im gleichen Atemzug die von ihm behauptete Gleichrangigkeit von Eros und politischem Diskurs »Ketzerei«, womit er sowohl auf die gelegentliche Überakzentuierung des Politisch-Sozialen in den Deutungen des Werks anspielt als auch auf das Sakrileg, diesen Diskurs nunmehr mit dem Erotischen zu vereinen. »Büchner war Erotiker und Revolutionär, war erotischer Revolutionär und revolutionärer Erotiker«3 lautet das Fazit im Zeitgeist der 68er ¿ an das diese Untersuchung anknüpft, allerdings aus der Distanz der Jahrzehnte mit einem etwas nüchterneren Blick auf den Diskurs von Eros und Gewalt. Denn die Eingangsbilanz von Coeur und Carreau spricht wohl kaum für »die leibhafte Utopie, die konkrete Praxis erotischer Befreiung«4 und die »soziale und sexuelle Umwälzung«,5 sondern im Gegenteil für ein eher tragisches Verhältnis von Eros und Gewalt. === 1 Reinhold Grimm: Coeur und Carreau. Über die Liebe bei Georg Büchner. In: GB I/II, S.299¿326. Grimms Zusammenstellung wurde um den potentiellen Selbstmord von Danton »ich liebe dich wie das Grab« (I,1), »Ich kokettire mit dem Tod« (II,4) usw. und Lenz¿ Selbstmordversuch ergänzt. 2 Ebd., S.304. 3 Ebd., S.318. 4 Ebd., S.312. 5 Ebd., S.313.

Weitere Produkte vom selben Autor