Erzählte Bilder, erinnerte Welt in Resnais' "Hiroshima mon amour"

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Französische Philologie - Landeskunde und Kultur, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: "Hiroshima mon amour", der erste Spielfilm des Regisseurs Alain Resnais, gilt als einer der Hauptvertreter der Nouvelle Vague. Es ist ein Film, der sich dem Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Erinnern und Vergessen essayistisch annähert. Er erzählt von der Liebe und dem Krieg, von der Unaufhörlichkeit und der Unmöglichkeit, von der ewigen Ambivalenz. Auf dem Filmfestival 1959 in Cannes, wo Hiroshima mon amour im Rahmenprogramm gezeigt wird, erregt der Film großes Aufsehen und gewinnt den Internationalen Pressepreis. Er gilt als Film, der die Grenzen des Filmischen aufbricht und "verschiedene mediale Schreib- und Sehweisen, Diskurs- und Genreformen integriert" (Winter 2007: 183) und richtungsweisend die Modernität der Tonfilmära begründet. Ursprünglich als Dokumentarfilm über die Atombombe von dem Auftrag gebenden Produzenten geplant, gelingt Resnais in Zusammenarbeit mit Marguerite Duras, die das Drehbuch schreibt, ein Film, der Melodrama, Liebeskomödie und Dokumentarfilm in einem ist. In ihm sind zwar die Schrecken des Krieges spürbar, die persönliche Liebesgeschichte trägt aber den Sieg über die übermächtige Geschichte der Atombombe hinaus. Die Liebesbeziehung zwischen einer Französin und einem Japaner zeigt die nicht überwundenen persönlichen Erfahrungen des Krieges, die in der ersten großen Liebe der Frau zu einem deutschen Besatzungssoldaten begründet liegen. Die Liebesaffäre zwischen den zwei Protagonisten dient als Hauptstrang der Handlung des Films, als roter Faden, von dem die politischen und historischen Konflikte als visuell separierte Rückblenden ausgehen. Die arbiträre Begegnung zwischen der Französin, einer Schauspielerin, die für Dreharbeiten nach Hiroshima gekommen ist, um einen Film über den Frieden zu drehen, und dem Japaner beleuchtet zwei unterschiedliche geschichtliche Ereignisse: zum einen die Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges, zum anderen den Abwurf der Atombombe über Hiroshima, was zu Kapitulation Japans und dem Ende des Krieges führte. Die deutsche Besatzung in Frankreich dauerte von 1940 bis 1944. Nachdem Frankreich im sogenannten "Blitzkrieg" ungewöhnlich schnell von Deutschland besiegt wurde, wurde das Land von der deutschen Administration in zwei Teile unterteilt. Der nördliche Teil wurde dauerhaft unter deutsche Besatzung gestellt.