Der Sinologe Jean François Billeter wendet seinen Blick auf Europa. Wenn die Europäer eine Zukunft haben wollen, meint er, müssen sie sich dazu entscheiden, Bürger einer europäischen Republik zu werden. Nur so können sie ihr Schicksal in die Hand nehmen. Billeter bekennt sich zu den Ideen Ulrike Guérots, die er im ersten Teil seines Essays kurz zusammenfasst. Im zweiten Teil entwirft er eine umfassendere historische Perspektive. Die politische Neugründung Europas hält er für notwendig, aber sie kann ihm zufolge nur gelingen, wenn die Europäer auch in anderer Hinsicht ihr Schicksal in die Hand nehmen: wenn sie schrittweise dem Kapitalismus, der Unterwerfung des gesellschafltichen Lebens unter die grenzenlose Vermehrung des Kapitals, ein Ende bereiten. Und das wird nur möglich sein, wenn sie sich darüber verständigen, welche Form gesellschaftlichen Lebens sie anstreben wollen, grundsätzlicher: welche Form den wesentlichen Bedürfnissen und Begehren des Menschen entspricht. Diese historische Aufgabe stellt sie vor philosophische Fragen, zu denen Billeter seinen Beitrag liefert.

Jean Francois Billeter, 1939 geboren, gilt als Revolutionär der Sinologie, der die konventionellen westlichen Interpretationen der chinesischen Kultur grundlegend infrage stellt. Er plädiert dafür, kulturelle Gemeinsamkeiten mit China zugunsten kulturrelativistischer Distanzierungen stärker in den Vordergrund zu rücken.

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