Exil in Shanghai. Über Fremdheitserfahrungen in den Autobiographien deutscher Exilanten

Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: In den Jahren von 1938 bis 1948 suchten rund 18.000 Menschen aus Deutschland und Österreich in Shanghai Zuflucht vor der Vertreibungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Da sich unter den deutschsprachigen Shanghai-Emigranten keine berühmten Autoren befanden, und da außerdem kaum Quellen der literarischen Produktion erhalten geblieben sind, wurde dieser Themenbereich von der literaturwissenschaftlichen Forschung in Deutschland erst relativ spät entdeckt und aufgegriffen. In dieser Arbeit soll nun am Beispiel von zwei autobiographischen Berichten ehemaliger Shanghai-Exilanten das Erleben der Fremde, wie sie Shanghai in extremer Form darstellte, untersucht werden. Der Schwerpunkt wird auf der individuellen Wahrnehmung Shanghais bzw. Chinas liegen. Folgende Fragen werden hierbei im Zentrum der Untersuchung stehen: Wie gehen Menschen, die von heute auf morgen vollkommen unvorbereitet und unfreiwillig in einen ihnen unbekannten Kulturkontext eintauchen müssen, mit dieser Situation um? Wie erfahren sie diese Fremde? Sind Zusammenhänge darüber erkennbar, wie die Qualität der Fremdheitserfahrungen beeinflusst wird? Was wird als fremd, was wird als vertraut wahrgenommen? - Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, wie die Konfrontation der Exilanten mit der veränderten Umwelt jeweils konkret aussah. Da ich mich aufgrund des Umfangs dieser Arbeit auf zwei Autobiographien beschränken muss, habe ich diese im Hinblick darauf ausgesucht, dass sie die zwei Extrempositionen möglicher Fremdheitserfahrungen im Shanghaier Exil repräsentieren. Nach einer knappen Darlegung des dieser Arbeit zu Grunde liegenden Textkorpus autobiographischer Berichte, werde ich nacheinander die Autobiographien der beiden Shanghai-Exilanten Franziska Tausig und Wolfgang Hadda auf darin beschriebene Fremdheitserfahrungen untersuchen und in einem Resümee jeweils die in den Berichten enthaltene Fremdheitskonstruktion erörtern. Dies wird mit den zuvor herausgearbeiteten Kategorien einer sozialkonstruktivistischen Fremdheitstheorie geschehen. In einer Schlussbetrachtung möchte ich abschließend die herausgearbeiteten Fremdheitskonstruktionen zueinander in Beziehung setzen und im Gesamtrahmen der, zum Textkorpus zählenden Autobiographien verorten.

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