Das Buch versucht den Denkweg Schellings von den frühesten Anfängen bis zum Spätwerk aus dem Grundmotiv, unser Existieren zu denken, nachzuzeichnen. Meist wird Schelling nur in der Reihe der Idealisten von Fichte bis Hegel wahrgenommen, die die Einheit von Denken und Sein aus dem Vorrang des Geistes sehen. Aber im Gegensatz zu Hegel beharrt Schelling auf der Eigenständigkeit und Unableitbarkeit der Existenz, in die wir einbezogen sind. So wird er zum Vorläufer einer weitgefassten Existenzphilosophie. Doch was im Idealismus und in der Existenzphilosophie radikal auseinanderfällt und sich unversöhnlich entgegensteht, sind bei Schelling zwei elliptische Brennpunkte, die in uns selbst liegen. Ihre Einheit und ihre Differenz sind das, was Schelling in seinen philosophischen Arbeiten in immer wieder neuen Anläufen umkreist. Wir selbst tragen die beiden Brennpunkte in uns, wir sind ihre lebendige Einheit: seiend und denkend.

Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, geb. 1939, studierte an der Universität Wien Philosophie und Ethnologie. Nach seiner Promotion (1963) und Habilitation (1970) war er von 1971 bis 2007 Professor für Philosophie an der Universität Kassel. Neben seinen zahlreichen Publikationen im Kerngebiet der Philosophie nimmt er seit Mitte der 1960er Jahre auch aktiv an der Grundlagendiskussion in der Kulturanthropologie teil.

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