Virtuose Beweglichkeit und choreografische Präzision: Michael Ballhaus' Signatur ist der Kreis, den die Kamera um die Figuren zieht. Mit grausamem Kalkül umzirkelt sie das Machtgefüge der Geschlechter in 'Martha'; mit schwebender Eleganz umrundet sie die Tanzpaare in 'Age of Innocence'. Ballhaus gehört zu den wenigen deutschen Kameramännern, denen der Sprung nach Hollywood gelungen ist. Aus der Zusammenarbeit mit Fassbinder und Scorsese sowie anderen Regisseuren wie Schlöndorff und Petersen ist ein umfangreiches und vielseitiges Werk hervorgegangen, das einen weiten Bogen spannt. Die Autoren des Heftes fragen danach, was Ballhaus von anderen Filmemachern gelernt hat, und was andere Filmemacher von Ballhaus lernen können. Sie nehmen das Verhältnis von Affekt und Bewegung, Figur und Raum, Farbe und Licht in den Blick. Und sie beleuchten das gestaltende Zusammenspiel von Bildfindung und Erzählung.

Fabienne Liptay, geb. 1974, ist Professorin für Filmwissenschaft an der Universität Zürich. Sie hat Filmwissenschaft, Theaterwissenschaft und Anglistik in Mainz studiert, wo sie 2002 bei Thomas Koebner promoviert wurde. Von 1999 bis 2001 war sie außerdem als Redaktionsassistentin bei 3sat Kulturzeit tätig. Sie war von 2002 bis 2007 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und von 2007 bis 2013 als Juniorprofessorin für Filmgeschichte an der LMU München beschäftigt. In ihrer Forschung interessiert sie sich vor allem für Aspekte der Bildlichkeit und Erzähltheorie des Films sowie für die Wechselbeziehungen zwischen den visuellen Medien und Künsten.