Feier der Töne

"Siegfried Carl steht in einer langen und fruchtbaren Tradition von Dichtern, die zur Musik schreiben, über Musik sowie die Wirkungen und Gefühle, die Musik zu erreichen, anzusprechen und auszulösen in der Lage ist. Und er platziert sich damit in durchaus prominenter Gesellschaft. Seine im vorliegenden Band versammelten Gedichte sind in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden und allesamt in Verbindung mit - eher mehr als weniger - bekannten Musikstücken; sie ließen sich von diesen inspirieren, kommentieren und reflektieren sie - und sind dabei auf einen ganz konkreten praktischen Gebrauch hin ausgerichtet. Der Leser möge sie laut lesen, und ganz ausdrücklich mögen sie (auch) im aktuellen Musik- und Konzertrepertoire als Zutat zum musikalischen Vortrag benutzt werden: als gesprochene Zwischentexte oder als begleitender, vertiefender und anregender Lesestoff im Programmheft." so der Musikwissenschaftler und -herausgeber Guido Johannes Joerg in seinem Nachwort "... und alles ward ..." des Lyrikbandes "Feier der Töne". Rhythmus und Klang sowie großenteils formale Strenge - vom antiken (elegischen) Distichon über Stanzen und Sonette bis hin zu unterschiedlichen strophischen und freirhythmischen Formen - zeichnen diese Lyrik aus. Sie entführt in musikalischen Klangwelten und verbindet die durch Musik ausgelösten Emotionen mit den sprachlich vermittelten Phantasiewelten - lyrisch beredte Musik-Interpretation und Komponisten-Annäherung. Das hier wieder abgedruckte "Aschenputtel" hat es in den 1990ern vom Abendprogramm des Theaters Bremerhaven bis in ein Schulbuch des Schöningh-Verlages gebracht - es wartet darauf, künstlerisch bunt bebildert für junge und ältere Menschen herausgegeben zu werden.

Autor von moderner wie streng formgebundener Lyrik sowie mehrerer Theaterstücke, Stücke, Libretti und etwas Prosa. Vieles ist veröffentlicht, aufgeführt, vorgelesen... In diesem Jahr vollendet er sein 70stes Lebensjahr und stellt nun Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes gesammelt der breiteren Öffentlichkeit vor. Siegfried Carl lebt dann und wann, da und dort - Wanderer zwischen den Welten der Emotionen und des Intellekts. Er liebt Wein, Weib, Gesang und ist dennoch sein Leben lang ein liebenswerter Narr geblieben. Impetus des Schreibens ist dem Autor seit langem unter anderem eine Idee junger Idealisten, um 1795 vorsichtig tastend von Hegel, Schelling und Hölderlin im sog. 'Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus' entworfen: "Man kann in nichts geistreich sein, selbst über Geschichte kann man nicht raisonnieren - ohne ästhetischen Sinn. Hier soll offenbar werden, woran es eigentlich den Menschen fehlt, die keine Ideen verstehen, und treuherzig genug gestehen, daß ihnen alles dunkel ist, sobald es über Tabellen und Register hinausgeht. Die Poesie bekömmt dadurch eine höhere Würde, sie wird am Ende wieder, was sie am Anfang war - Lehrerin der Menschheit; denn es gibt keine Philosophie, keine Geschichte mehr, die Dichtkunst allein wird alle übrigen Wissenschaften und Künste überleben."

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