Feuerwehr und Rettungsdienst

'Das ist so, als ob man den Gärtner zum Schmied macht.' Mit diesen Worten beschreibt ein Berufsfeuerwehrmann den Umstand, dass er innerhalb eines 24-Stunden-Dienstes die ersten 12 Stunden als Feuerwehrmann und den zweiten Abschnitt als Rettungsassistent im Einsatz ist. Damit geht es ihm wie den meisten seiner Kollegen, die in vielen Berufsfeuerwehren 25% des Rettungsdienstes abdecken. Während sich viele wissenschaftliche Arbeiten mit den psychischen und physischen Belastungen dieses Berufs im Hochrisikobereich auseinandersetzten, widmet sich das vorliegende Buch der Vereinbarkeit zweier eigenständiger Berufe innerhalb einer Dienstschicht. Die zugrunde liegende empirische Untersuchung hat gezeigt, dass sich die Anforderungen, welche die Arbeit im Rettungsdienst und in der Feuerwehr stellt, gänzlich voneinander unterscheiden. Während der Rettungsassistent seine Feinfühligkeit bei der Betreuung von Patienten unter Beweis stellen muss, stehen bei den Einsätzen der Feuerwehr grobmotorische Arbeiten mit schweren technischen Geräten im Vordergrund. Wichtiges Ergebnis der mittels narrativer Interviews und teilnehmender Beobachtung durchgeführten Studie sind vier Typen eines beruflichen Arrangements. Sie unterscheiden sich darin, wie stark sich die Belastungen des Rettungsdienstes auswirken und inwiefern die Einsatzkräfte ihre beiden beruflichen Identitäten voneinander trennen. Es konnte ermittelt werden, dass es zum einen bei den Personen selbst liegt, Grenzen zwischen den Bereichen zu ziehen und sich den Umgang mit ihren zwei Berufen zu erleichtern. Zum anderen müssen jedoch auch seitens des Arbeitgebers entsprechende Bedingungen vorhanden sein, um den Feuerwehrleuten und Rettungsassistenten die Vereinbarkeit zu ermöglichen. Dieses Buch thematisiert Berufsbedingungen, die aktuell immer häufiger auftreten und bei denen es nicht ungewöhnlich ist, mehreren Tätigkeiten nachzugehen. Die Besonderheit liegt hier jedoch darin, dass zwei eigenständige Berufe innerhalb einer Dienstschicht vereinbart werden müssen. Insofern spricht dieses Buch nicht nur diejenigen an, die sich für den Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst interessieren, sondern auch jene, die etwas über ein bisher nur wenig erforschtes Schichtdienstmodell und dessen Auswirkungen erfahren möchten.

Stefanie Tschieter studierte Soziologie an der Technischen Universität Chemnitz