Fiskus, Kirche und Staat im konfessionellen Zeitalter.

Thema des vorliegenden Bandes ist das Verhältnis zwischen dem religiösen Bereich und den obrigkeitlichen Gewalten, die wir mit dem Begriff des Staats umschreiben, und es geht dabei im besonderen um die Rolle des Fiskus. Als zeitlicher Rahmen gilt das konfessionelle Zeitalter, in dem sich die folgenschweren Vorgänge der Reformation und Gegenreformation oder katholischen Reform abspielten. Den geographischen Raum bilden einerseits die Staatenwelt der Appenninenhalbinsel, andererseits das Reich und seine Territorien. Die Betonung liegt auf wirtschaftlichem Terrain, aber Aufmerksamkeit wird auch auf das komplexe Gewebe des Politischen, Religiösen und Kirchlichen gerichtet. Es geht also in gewisser Hinsicht um einen interkulturellen Vergleich. Zusammenfassend können die Ausgangshypothesen des Sammelbandes folgenderweise dargestellt werden: Die erste Annahme ist, daß es in dieser Zeitspanne, die von der Entstehung des frühmodernen Staates geprägt ist, einen Zusammenhang zwischen der Formierung der staatlichen Strukturen und der der neuen Territorialkirchen gibt. Die zweite Annahme ist, daß der neue Staat sich nicht darauf beschränkt, sich Kirchengüter anzueignen, sondern schon vor der Reformation dazu neigt, das eigene Interesse und auch die Kontrolle auf den kirchlichen Apparat insgesamt auszudehnen. Die darauf aufbauende Hypothese, die in den Beiträgen des Bandes überprüft wird, lautet folgendermaßen: Der Staat nahm dadurch, daß er sich konfessionalisierte und in Theorie und politischer Praxis neue Denk- und Handlungsmuster entwickelte, bis zu einem gewissen Grad selbst kirchliche Züge an. Gleichzeitig säkularisierte sich die Kirche, indem sie sich die innersten Funktionen des wirtschaftlichen, politischen und staatlichen Lebens aneignete.

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