Flucht auswärtiger Eliten ins Römische Reich

Als sich das Römische Reich zur bestimmenden Macht im Mittelmeerraum entwickelte, wurde es auch interessant für auswärtige Eliten, die ihre Heimat wegen Aufständen oder Usurpationen unfreiwillig verlassen mussten. Einen immer größer werdenden Strom von geflüchteten Herrschern und weiteren Angehörigen der Oberschicht zog es in das sichere Exil des Imperiums. Hier erhofften sie sich neben Schutz vor allem Hilfe bei ihrer Rückkehr in die Heimat. Neben zahlreichen sogenannten Klientelkönigen trafen auch in größerer Zahl Angehörige von Völkerschaften ein, die nicht immer im freundlichen Austausch mit Rom standen. Aber selbst Parther und Germanen fanden auf ihrer Flucht zumindest Aufnahme und genossen den Schutz des Imperiums. Ob die geflüchteten Eliten darüber hinaus auch Unterstützung bei ihrer Rückführung erhielten, hing wesentlich von den Interessen der römischen Seite ab. Letztere wurde nicht nur durch den Senat repräsentiert, auch zahlreiche einzelne Senatoren verfolgten ihre ganz eigenen Ziele mit den hochrangigen Gästen.



Oliver Bräckel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Leipzig und in verschiedenen Forschungsprojekten im Bereich der Digital Classics tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der späten römischen Republik und im Frühen Prinzipat sowie allgemein in den auswärtigen Beziehungen des Römischen Reiches.