Horst Hesse musste untertauchen. In der DDR. Die US-Justiz hatte ihn in Abwesenheit zum Tode verurteilt, denn er hatte dem MID, dem Nachrichtendienst der US-Armee, einen enormen Schlag versetzt: Als Doppelagent im Auftrag der DDR brachte er es im MID zum Leiter der Abteilung Agentenwerbung und entwendete die komplette Agentenkartei. Eine Aktion, die zur Enttarnung von 521 Spionen und zu 140 Verhaftungen in der DDR führte. Dieses Husarenstück diente als Vorlage für den DEFA-Spionagethriller 'For eyes only'. Doch über den Mann, der den Stoff geliefert hatte, erfuhr man nichts. Er musste geschützt werden. Jahre nach seinem Tod wird nun das Geheimnis gelüftet: Peter Böhm rekonstruiert das Leben eines der interessantesten Spione des 20. Jahrhunderts, den keiner wirklich kannte.

Peter Böhm, geboren 1950, war einst im Internationalen Pressezentrum in Berlin tätig und recherchiert seit Jahren zum Thema Geheimdienste. Er legte viel beachtete Bücher über die Spione Hans-Joachim Bamler und Hans Voelkner vor. Für sein Porträtbuch von Horst Hesse erschloss er viele Quellen und unbekannte Dokumente. Horst Hesse (1922 - 2006) war gelernter Feinmechaniker und arbeitete u.a. in den Magdeburger Kruppwerken. Nach dem Kriegsdienst ging er zur Volkspolizei und wurde in die Abteilung Grenze versetzt. Der US-amerikanischen Geheimdienst MID warb ihn als Agenten an, das Ministerium für Staatssicherheit setzte ihn hernach als Doppelagenten ein. Er arbeitete in Bremen und Würzburg, bis er 1956 enttarnt wurde und flüchten musste. Hesse lebte bis zuletzt unerkannt in Schwedt an der Oder.