Frauenuniversitäten

9 auch eine Orientierung an der Berufswelt an. Weder der Lehrkörper noch die Studierenden waren und sind in allen Fällen ausschließlich Frauen, gleichwohl begründeten sie eine selbstbewußte Tradition höherer Bildung für Frauen (Teubner). Die women's colleges repräsentieren bis heute höchst unterschiedliche Institutionen, darunter auch Spitzeneinrichtungen. Das Beispiel Frankreich zeigt andererseits, daß die Geschlechtertrennung zur Etablierung von höchst anspruchsvollen Grandes Ecoles für Frauen führen kann, ohne die Geschlechterhierarchie der Bildungsinstitutionen auszuklinken. Selbst die besten Einrichtungen für Frauen hatten ein minde­ res Prestige als die für Männer. Bereitwillig wurden sie daher alle koeduka­ tiv, als sich die Männerinstitutionen für Frauen öffneten (Zagefka). Ein Nebeneinander von Frauen-und koedukativen Universitäten gibt es auch in Korea, aber da sich dort mehr und mehr junge Frauen für koedukative Ein­ richtungen entscheiden, erfahren die Frauen-Institutionen einen immer größeren Imageverlust (Lee). Von Anfang an waren women's colleges in den USA, und Mount Holyoke als das älteste von ihnen belegt es eindringlich, mit den Hochschulen für Männer konkurrenzfähig, wenn sie es darauf anlegten. Dies gelang um so eher, je mehr der Bezug auf ein gemeinsames Drittes, z.B. ein religiös be­ gründetes Engagement für das Allgemeinwohl oder ein modemes Wissen­ schaftsverständnis die beiden Institutionstypen verband.