Freiwilligenarbeit als Lösung sozialstaatlicher Probleme?

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: ohne Benotung, Universität Zürich (Soziologisches Institut), Veranstaltung: Seminar: "Helfen" als individuelles und organisiertes Handeln, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Sozialstaat steht vor grossen Herausforderungen. Gesellschaftliche Entwicklungen wie der wachsende Anteil an älteren Menschen in der Bevölkerung, die steigende Zahl von Langzeitarbeitslosen und die zunehmenden Kosten für das Gesundheitssystem führen zu immer grösseren Ansprüchen gegenüber dem Sozialstaat. Gleichzeitig erodiert die Anzahl der Erwerbstätigen, die den Sozialstaat finanzieren sollen. Kann der Sozialstaat in Zukunft Unterstützungsbeiträge und Renten für Kranke, alte Menschen, Erwerbslose, Verarmte, Invalide usw. noch finanzieren, wenn deren Zahl stetig steigt? Kritiker des Sozialstaates bemängeln, der Sozialstaat sei mit seinen Leistungen zu freigiebig, was ihn zunehmend überfordere; da wirksame Kontrollen fehlen, lasse sich nicht verhindern, dass von Sozialleistungen auch nicht anspruchsberechtigte Menschen profitieren; infolge der sich verschärfenden Weltmarktkonkurrenz müsse der Sozialstaat ¿entschlackt¿ werden, wolle man die Konkurrenzfähigkeit und das erreichte Wohlstandsniveau halten. Der Sozialstaat gilt vor allem bei seinen neoliberalen Kritikern als von der ökonomisch-technologischen Entwicklung überholt, als Hemmschuh der Wirtschaft und als grosses Investitionshindernis. Bürgerschaftliche Argumentationen sind in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts populär geworden, als das Vertrauen in die Integrationskraft des Sozialstaates nach zu lassen schien und neue Modelle der sozialen Sicherung jenseits sozialstaatlicher Regulation gesucht wurden. Eine Sozialstaatskritik ist, dass das sozialstaatliche Sicherungsmodell im Widerspruch zu den emanzipatorischen Ansprüchen des Individuums am Ende des 20 Jahrhunderts stehe und so den pluralisierten Lebensformen nicht mehr gerecht werde. Der Sozialstaat verstaatliche und kollektiviere die Verantwortung für den individuellen Lebenslauf und das Gemeinwohl. Es wird eine bürgernahe Öffnung des Sozialstaates gefordert, welcher sich als Dienstleistungsstaat für die individualisierten Menschen begreifen soll. Der Bürger könne das Gemeinwohl am effizientesten stärken, wenn er Verantwortung für sich selbst und andere übernehme. Ausserhalb des Staatswesens soll aus den bürgerlichen Individualkräften heraus ein neues Gemeinwohl entstehen, in dem die Bürger/innen selbst das aktive regulierende Element sind.

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