Frühkindliche Bildung in der Kindertagespflege

Bildung ist für Mitglieder von Wissens- und Leistungsgesellschaften eine wertvolle Ressource, da Fähigkeiten und Wissensbestände immer systematischer als universales Instrument zur Problemlösung genutzt werden. Wie Erkenntnisse, u.a. aus der Neurobiologie, eindrucksvoll belegen, werden die Grundlagen für die Aufnahme und permanente Aktualisierung sowie für Lernstrategien, die das spätere Lernen nachhaltig prägen, bereits in frühester Kindheit gelegt. Auch die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie untermauern die Erkenntnis, dass Kinder praktisch jederzeit und überall Lerngelegenheiten wahrnehmen. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob die Bedingungen in der Kindertagespflege geeignet sind, den Bildungsauftrag im Rahmen der Kindertagespflege zu erfüllen. Um Lernprozesse wahrnehmen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Kleine Kinder benötigen, um sich wohl zu fühlen, vor allem eine Bezugsperson, die auf ihre Bindungsbedürfnisse eingeht, die ihnen Sicherheit gibt und ihnen so erst ermöglicht, ihre Umgebung zu erkunden und Kompetenz und Autonomie zu erleben. Die Kinder selbst haben einen hohen Anteil an ihren eigenen Bildungsprozessen und treiben ihre Weiterentwicklung aktiv voran. Entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand gestalten sie ihre Bildungsentwicklung mit. Sie bilden sich jedoch nicht ausschließlich selbst durch von ihnen gewählte Bildungsgelegenheiten, sondern nehmen auch angebotene Lerngelegenheiten wahr. Die Rolle der Kindertagespflegeperson ist die eines Bildungsbegleiters oder Bildungspartners, der die Fähigkeiten und Interessen des Kindes erkennt und unterstützt und so die Bildungsentwicklung beeinflusst und prägt. Damit trägt die Kindertagespflegeperson Verantwortung für die umsichtige Planung von Bildungsangeboten, die sich am Kind einerseits und an der Vermittlung von Kompetenzen, die als gesellschaftlich wertvoll erachtet werden, orientieren. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht, dass Tagesmütter und -väter über vielfältige Fähigkeiten, Erfahrungen und umfangreiche Kenntnisse über Voraussetzungen und Grundlagen für frühe Bildungsprozesse verfügen sollten. Darüber hinaus werden weitere förderliche Rahmenbedingungen für die Bildungsentwicklung von Kindern in der Kindertagespflege im Bereich Orientierungs-, Struktur- und Prozessqualität dargestellt.

Anja Schäfer wurde 1968 in Schloß Neuhaus bei Paderborn geboren. Nach der Ausbildung und Tätigkeit als Kommunalbeamtin übte sie zunächst unterschiedliche Tätigkeiten in der Kommunalverwaltung aus, von 1999 - 2009 arbeitete sie im Jugendamt der Stadt Paderborn, Fachbereich Kindertagespflege. Im Jahr 2006 entschied sich die Autorin, ihre umfangreichen praktischen Erfahrungen durch ein Studium der Sozialen Arbeit weiter auszubauen und zu fundieren. Das berufsbegleitende Bachelorstudium der Sozialen Arbeit an der FH Münster schloss sie im März 2010 mit Auszeichnung ab. Während des Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse für die frühkindliche Bildung und entwickelte u.a. im Rahmen eines Praxisprojektes ein Fortbildungskonzept zur Bildungsdokumentation in der Kindertagespflege. Die bei der Durchführung und Evaluation der Fortbildungen gewonnenen Kenntnisse motivierten die Autorin, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Seit Januar 2010 arbeitet Anja Schäfer im Pflegekinderdienst der Stadt Verl, darüber hinaus engagiert sie sich weiterhin als freiberufliche Dozentin im Bereich Kindertagespflege.

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