Fürst und Dichter - oder: Die höfische Dialektik der Gabe

Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,5, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar Professor Dr. Johannes Hemrath, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Räume sind düster und trist. Der Blick geht auf die Hinterhöfe und einen verwilderten Garten', beginnt die Süddeutsche Zeitung am 25. März 1969 ihre Seite-3-Reportage. Den Posten des Bundeskanzlers hat damals noch die CDU für sich gepachtet; aber eine neue Zeit scheint heraufzuziehen. Es ist die Zeit der Rudi Dutschkes und der Axel Springers. 'Sicher in die 70er Jahre', plakatiert die CDU - 'Wir schaffen das moderne Deutschland', verspricht die SPD. Wirtschaftswunder gegen Aufbruch, Tradition gegen 'Mehr Demokratie wagen', das sind die Fronten im Wahlkampf. Im düsteren, tristen Raum mit dem Blick auf die Hinterhöfe und einen verwilderten Garten sitzt Günter Grass - im Büro der Sozialdemokratischen Wählerinitiative mitten im Bonner Zentrum. Mit den Professoren Kurt Sontheimer und Eberhard Jäckel, mit dem Schriftsteller Siegfried Lenz, dem Thomas-Mann-Sohn Golo, der Filmdiva Romy Schneider - mit Künstlern und Intellektuellen hat er die 'Sozialdemokratische Wählerinitiative' geschaffen. Mit den Dichtern und Denkern vereint soll Willy Brandt Deutschland in die Zukunft führen: Der Pakt zwischen Macht und Muse wird geschmiedet - ein Pakt mit langer Tradition.