Gabriel García Márquez¿ "Noticia de un secuestro" im Spannungsfeld zwischen Journalismus und Literatur

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Gabriel García Márquez - Obra narrativa selecta, Sprache: Deutsch, Abstract: Gabriel García Márquez¿ schriftstellerischen Wurzeln liegen im Journalismus: 1948 veröffentlichte er seine erste Kolumne unter dem Titel "Punto y aparte" in der kolumbianischen Tageszeitung "El Universal". Es folgte eine jahrelange Tätigkeit als Reporter und Auslandskorrespondent für diverse Zeitungen sowie als Korrespondent der kubanischen Presseagentur "Prensa Latina", bis ihm 1967 mit "Cien años de soledad" der literarische Durchbruch gelang. 1996 kehrt das Aushängeschild der lateinamerikanischen Boom-Generation erneut zu seinen journalistischen Wurzeln zurück und veröffentlicht mit "Noticia de un secuestro" eine genau recherchierte Rekonstruktion von realen Geiselnahmen durch die kolumbianische Drogenmafia unter Pablo Escobar zwischen August 1990 und Juni 1991. Diese versuchte, die Regierung unter Präsident César Gaviria Trujillo durch die Entführungen politisch unter Druck zu setzen. (...) Nichts habe er erfunden, Unstimmigkeiten mit den tatsächlichen Ereignissen sind entsprechend als Fehler zu verbuchen. Doch welchem Genre ist "Noticia de un secestro" zuzurechnen? Handelt es sich um eine "non-fiction novel" oder um eine (literarische) Reportage? Ist es ein journalistisches oder literarisches Werk? Oder eine hybride Form? Oder ist "Nachricht von einer Entführung" dem "New Journalism" zuzurechnen? Die vorliegende Hauptseminararbeit untersucht "Noticia de un secuestro" im Spannungsfeld zwischen Journalismus und Literatur und diskutiert die Gattungszugehörigkeit des Werks. Bezüglich der Einordung ergeben sich Problemstellungen auf unterschiedlichen Ebenen. Kapitel 3.1 nähert sich dem Genre der Reportage an und versucht, die literarische Reportage von der journalistischen abzugrenzen. Kapitel 3.2 befasst sich mit der sog. "new non-fiction", zu der die "non-fiction novel" und der "New Journalism" gezählt werden ¿ beides Grenzgänger zwischen Literatur und Journalismus. In Kapitel 3.3 wird die Einteilung von Fakt und Fiktion und in diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung von journalistischem und fiktionalem Schreiben problematisiert. Dabei werden besonders Hybridphänomene ¿ Gattungen, die Fakten und Fiktionen vermischen ¿ betrachtet und diskutiert. Ähnlichkeiten und Wechselbeziehungen zwischen der literarischen Reportage und der "non-fiction novel" (und dem "New Journalism") sollen aufgezeigt werden. (...)