Gartenstadt der Eisenbahner und Handwerker

Nach dem Ersten Weltkrieg gründet eine Münchner Baugenossenschaft eine Gartenstadt. Handwerker und Eisenbahner bauen Straßen und Wasserleitungen, kaufen Parzellen, wohnen in Hütten und bauen Häuser. Eigenarbeit, Selbsthilfe, Gemeinschaftssinn, Zusammenhalt und Ausdauer helfen Lokomotivführern und Handwerksmeistern, ohne großes Vermögen Wohneigentum zu begründen. Im Zweiten Weltkrieg fallen Bomben in die neue Gartenstadt, doch bei der Beschaffung von Baumaterial und der raschen Beseitigung der Schäden arbeiten die Siedlerfamilien wieder eng und routiniert zusammen. Lange Zeit wirkte die "Siedlung Ludwigsvorstadt" wie ein Dorf in der Stadt. Doch in jüngster Zeit ändert sich das. Bauträger errichten Mehrfamilienhäuser, Gärten schrumpfen zu Restflächen, Wohnungen werden extrem teuer verkauft.

Johannes Kelch, Jahrgang 1953, ist Sozialwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Stadt und Region. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Siedlungsentwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts (insbesondere Werkssiedlungen für Arbeiter, Villenkolonien für das Großbürgertum und Gartenstädten für den Mittelstand). Kelch sammelt Ideen, Vorschläge, Pläne und Konzepte für die Zukunft der Gartenstädte, anders gesagt, das Wohnen im Grünen ohne negative Folgen für Mensch und Umwelt. Er hält es für notwendig, die Versiegelung der Böden zu verringern, den Flächenverbrauch für Wirtschaft und Wohnbebauung zu stoppen und den unnötigen Ausstoß klimaschädlicher Gase (infolge der Beheizung großer Wohnflächen und langer Autofahrten zwischen Wohnort und Arbeitsplatz) zu vermindern.

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