Johann, der muntre Seifensieder, Erlernte viele schöne Lieder Und sang, mit unbesorgtem Sinn, Vom Morgen bis zum Abend hin. Sein Tagwerk konnt ihm Nahrung bringen, Und wann er aß, so mußt er singen, Und wann er sang, so wars mit Lust, Aus vollem Hals und freier Brust. Beim Morgenbrot, beim Abendessen Blieb Ton und Triller unvergessen; Der schallte recht, und seine Kraft Durchdrang die halbe Nachbarschaft. Man horcht, man fragt: Wer singt schon wieder? Wer ists? Der muntre Seifensieder. Im Lesen war er anfangs schwach, Er las nichts als den Almanach; Doch lernt er auch nach Jahren beten, Die Ordnung nicht zu übertreten, Und schlief dem Nachbar gleich zu sein, Oft singend, öftrer lesend ein. Er schien fast glücklicher zu preisen Als die berufnen sieben Weisen, Als manches Haupt gelehrter Welt, Das sich schon für den achten hält. Es wohnte diesem in der Nähe Ein Sprößling eigennützger Ehe, Der, stolz und steif und bürgerlich, Im Schmausen keinem Fürsten wich: Ein Garkoch richtender Verwandten, Der Schwäger, Vettern, Nichten, Tanten, Der stets zu halben Nächten fraß Und seiner Wechsel oft vergaß. Kaum hatte mit den Morgenstunden Sein erster Schlaf sich eingefunden, So ließ ihm den Genuß der Ruh Der nahe Sänger nimmer zu. »Zum Henker! lärmst du dort schon wieder, Vermaledeiter Seifensieder; Ach wäre doch zu meinem Heil Der Schlaf hier wie die Austern feil!

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