Gefallene Engel im Islam. Welche Rolle haben gefallene Engel in der islamischen Tradition?

Essay aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Theologie - Islamische Religionswissenschaft, Note: 1.0, Universität Hamburg (Akademie der Weltreligionen), Veranstaltung: Koran und Exegese, Sprache: Deutsch, Abstract: Im folgenden Essay möchte ich zeigen, inwiefern die Annahme fehlbarer Engel koranisch zu rechtfertigen ist, und dabei auch Bezug auf frühere Autor*innen nehmen, die diese Auffassung bereits vertreten haben. Anschließend möchte ich zeigen, inwiefern die gefallenen Engel im Islam konzeptualisiert wurden. Abschließend will ich zeigen, dass die Vorstellung von einem möglichen Fall eines Engels die Kernbotschaft des Islams, der Einheit Gottes (tawhid), unterstützt. Im Christentum sind Dämonen, die Anhänger des Teufels, gefallene Engel, die von dem Erzengel Michael aus dem Himmelreich verbannt wurden. Diese Geschichte findet sich im letzten Kapitel der Bibel, der Offenbarung, und wurde spätestens durch die Werke des Augustinus zum kanonischen Bestandteil christlichere Lehre. Im Gegensatz zu den christlichen Theologen lehnt ein Teil der muslimischen Gelehrten die Vorstellung eines Engelfalls ab. Im Islam werden Engel als Diener Gottes konzeptualisiert, was sie aber nicht frei von Fehlern spricht. Muslimische Autor*innendiskutierten die Konsequenz für das Begehen von Fehlern und kleineren Sünden anhand koranischer Stellen. In der Postmoderne wurde die Möglichkeit einer Fehlbarkeit von Engeln zunehmend in Abrede gestellt. Die muslimische Gelehrsamkeit beruft sich dabei sowohl auf koranische Verse als auch auf frühere Traditionen, die ebenfalls Gegner der Vorstellung von der Fehlbarkeit von Engeln waren. Teilweise wird die Verneinung einer Unfehlbarkeit von Engeln mit dem Leugnen der koranischen Botschaft (kufr) gleichgesetzt.

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