Gefangen in Kanada

Die Internierung deutscher Handelsschiffsbesatzungen ist ein kaum bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Judith Kestler zeichnet erstmals nach, was deutsche Seeleute in kanadischen Lagern erlebten.
Die kulturanthropologische Arbeit leistet eine differenzierte Rekonstruktion von Internierungsbedingungen und fragt nach der Entstehung retrospektiver Deutungen. Dabei verschränkt sie systematisch die Perspektiven von Internierten, Wachen und humanitären Helfern. Auf Basis archivalischer Quellen und Interviews wird Internierung als komplexe kulturelle Praxis greifbar. Die Studie bietet nicht nur Einblicke in ein faszinierendes deutsch-kanadisches Thema, sondern auch neue Perspektiven auf Gefangenschaft als transnationalen Möglichkeitsraum.



Judith Kestler, geb. 1982, ist Kulturanthropologin/Volkskundlerin und promovierte 2015 an der Universität Hamburg. Zuvor studierte sie Europäische Ethnologie/Volkskunde, Musikwissenschaft und Germanistik in Würzburg und Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Internierung und Kriegsgefangenschaft, Krieg und Gesellschaft, Narrationsanalyse, Maritime Kultur sowie Ethnographie.