Gegen die Vergeblichkeit - Die Literatur der DDR und der Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs: Eine einführende Untersuchung am Beispiel von Inge Müller und Heinz Czechowski

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Veranstaltung: Faschismus, Zweiter Weltkrieg und Shoa in der deutschen Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Tod kam auch später noch oft zu Inge Müller. Er ging jedoch stets an ihr vorbei und letztendlich leer aus. Denn sie hat den Tod gewählt. Sie hat diese Entscheidung getroffen. Fraglich ist jedoch, ob es ihre Entscheidung war. Die Frage ist, ob sie wirklich wählen und frei entscheiden konnte, oder ob sie nur diese eine Wahl treffen konnte. Dem Tod entronnen im Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs fühlte sie sich als 'zufällig Übriggebliebene'. Ein zufälliges Leben und Weiterleben versagt gegen den aufgeschobenen Tod. Der Wille zum Leben ist bodenlos und ziellos, wenn die Berechtigung zum Leben zufällig erteilt wird. Der Überlebende als Übriggebliebener fühlt sich schuldig, nicht auserwählt. Das Leben wird zum Kampf. Für Inge Müller wurde er zu einem 'mehrjährigen Todeskampf' [Müller 1985:126, Nachwort], der im Juni 1966 sein Ende fand und keinen Sieger hatte, der sich als Sieger fühlte. 'Kein Feuer kein Gott wir selber / Legen uns ins Grab.' [Müller 1985:93] Ein Jahr nach dem Tod Inge Müllers schreibt Heinz Czechowski seine ersten Gedichte über eine Stadt im Bombenkrieg. Für Inge Müller war es Berlin, für Czechowski Dresden: eine Stadt in Deutschland, eine Stadt vernichtet durch den Bombenkrieg, doch die Stadt, die als Inbegriff des Unbegreifbaren gilt. Die im 'Feuer versunkene Stadt' [Czechowski 1990:13], die schon zu Czechowskis Geburt 'den Feuern geweiht' [Czechowski 1990:13] war, wurde 'ausgetilgt in einer Nacht' [Czechowski 1990:28]. Vom Dach des Elternhauses kann Heinz Czechowski zwar sehen, aber nur erahnen, was wirklich in dieser Nacht passiert, durch die bedeutungslose Zurufe gehen: 'Wir sind verschont!' [Czechowski 1990:26]. Rufe ohne Bedeutung, da niemand weiß, wie lange man verschont bleibt. [...]

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