Geh über die Brücke

Ein nackter Mann setzt zum Sprung an über die Absperrung einer Manege - mit diesem Cover seines Buches hat Peter Halfar provokativ ins Bild gebracht, was jede und jeder, mehr oder weniger dramatisch, freiwillig oder unter Zwang, schon selbst erlebt hat: Es gilt, aus einer unerträglich gewordenen Enge den Absprung ins Weite zu wagen, um das nackte Leben zu retten. Dieses Thema variiert der Autor, Zeichner und Maler in seinem dritten Kurzgeschichtenband, dessen Reiz die Komposition aus 26 Texten und 32 teils farbigen Bildern ausmacht. Den Leser und Betrachter erwarten künstlerische Arbeiten von Niveau; für eine Kurzgeschichte wurde der Künstler bereits 1997 mit einem Literaturpreis des amerikanischen Magazins PANGOLIN PAPERS ausgezeichnet, und der erste Preis der Kieler Kunstwochen wurde ihm 1984 verliehen. "Alle können meine Kunst verstehen; denn ich schöpfe aus der Realität des Alltags", erklärt er. Ihm erscheint das Leben wie ein laufender Film, aus dem er sich einzelne Abschnitte herausgreift, u. a. Szenen in München, Paris, Rom, Venedig, in New York, Tunis und Ägypten. Mit gespannter Aufmerksamkeit und einfühlsam erfasst er jeweils das Charakteristische von Orten, Menschen und Situationen. Jedes Detail registriert er; denn scheinbar unbedeutende Details können sich bei genauem Hinsehen als Symptome persönlicher oder gesellschaftlicher Krisen entpuppen. Die Perspektive wechselt. Im "Café Illy" verfolgt er als unbeteiligter Beobachter ein Geschehen, das sich wie ein Stummfilm abspielt - einzig gesprochenes Wort "Attenzione", einziger Kommentar: "Es musste etwas sehr Ernstes sein, was sich auch immer dort abgespielt haben mochte"; der Leser ist herausgefordert, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. In anderen Geschichten ist Halfar Mitspieler, oft ist er unmittelbar Betroffener, bei einem Streifzug durch die Pariser Nachtlokale zum Beispiel: "Und da stieg auf einmal das Glück zwischen uns auf, es sieg auf wie eine Wolke inmitten des gestankerfüllten, verdreckten Raumes mit den ungedeckten Tischen und den schmutzigen Wänden. Wir begannen zu zittern ..." Freunde der Belletristik sowie Liebhaber der bildenden Kunst kommen mit dieser ansprechend gestalteten Hardcoverausgabe gleichermaßen auf ihre Kosten. Bei wiederholtem Lesen und Betrachten werden sie immer neue Entdeckungen machen.

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