Genossenschaften als Chancen für Kommunen: Potentialanalyse genossenschaftlicher Infrastrukturbetriebe

Nicht erst seit der aktuellen Wirtschaftskrise stehen Gemeinden immer häufiger vor dem Problem, ihren kommunalen Infrastrukturaufgaben nachzukommen. Seit etwa Anfang der 90er-jahre des vorigen Jahrhunderts wurde in der kommunalwirtschaftlichen Leistungserbringung ein deutlicher Schub hin zu stärker kostenoptimierter Leistungserbringung spürbar. Sowohl die Errichtung als auch der Betrieb und die Erhaltung von Infrastruktur-Einrichtungen stellt die Gemeinden in vielen Fällen vor unlösbare finanzielle Schwierigkeiten. Der Kostendruck führt in vielen Fällen jedoch zu einer Zweiklassengesellschaft: In jene Bürgerklasse, die in den Städten und Ortszentren schon seit vielen Jahren mit der wichtigsten Infrastruktur wie Trinkwasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Wärme- und Energieversorgung, leistungsfähige Internetverbindungen und Kabelfernsehen, Straßenbeleuchtung, öffentliche Verkehrsmittel, Kindergärten, Schulen, Sportplätze und andere Freizeiteinrichtungen versorgt sind und in jene Klasse, die außerhalb der Ortszentren in Siedlungen und kleinen ländlichen Gemeinden noch auf diese Versorgung warten müssen. Für viele betroffene Bürger bedeutet die aktuelle Wirtschaftskrise einen nicht abschätzbaren Aufschub bis zum Ver- bzw. Entsorgungsanschluss.
Dieses Buch widmet sich den Rahmenbedingungen für das Wirtschaften der Genossenschaften und Wassergenossenschaften, die nicht immer bürger- bzw. ehrenamtfreundlich sind. Es gibt jedoch auch seitens der Genossenschaften einige Optimierungsmöglichkeiten. Dies untermauern die Analysen zahlreicher Genossenschaften und Wassergenossenschaften sowie Daten aus einer österreichweiten Eigenbild- und Fremdbilderhebungen. Das Potential für Genossenschaften und Wassergenossenschaften ist noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten für Kommunen unterstützen Genossenschaften und Wassergenossenschaften diese bei der Bewältigung teils hoheitlicher Aufgaben und stärken wie seit Beginn der Genossenschaftsbewegung die Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung und Selbstbestimmung der Bürger als Eigentümer und Betreiber gemeinsamer Infrastruktur.

Roland Thomas Nöbauer arbeitet seit 15 Jahren im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft. Zuerst in einem Zivilingenieurbüro als Planer für Kanal- und Wasserversorgungsanlagen, später als technischer und betriebswirtschaftlicher Betreuer von Genossenschaften nach dem Wasserrecht beim Amt der Oö. Landesregierung. Im Rahmen des Studiums Wirtschaftsingenieurwesen an der Hamburger Fernhochschule untersuchte und analysierte der Autor das Eigenbild von Genossenschaften nach dem Genossenschaftsgesetz und dem Wasserrechtsgesetz. Dabei konnten Stärken und Schwächen dieser Organisationsform aufgezeigt und Optimierungspotential dargestellt werden. Der Autor versucht darzulegen, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, wie Bürgerengagement zum Vorteil für Kommunen eingesetzt werden kann und die Bürger von der Selbstbestimmung profitieren.

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