Georg Simmels "Der Begriff und die Tragödie der Kultur" und Erich Fromms "Haben oder Sein"

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 1,3, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Gerade in der heutigen Zeit hat durch die große Menge an Kulturangeboten sowie deren weite Verbreitung und Zugänglichkeit über das Internet der Mensch unzählige Inspirationen und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Jedoch beobachtet Simmel, dass der moderne Kulturmensch all dieses nur noch im Modus des Konsumierens wahrnimmt und gar nicht mehr selbst schöpferisch tätig wird. Er ist von der unüberschaubaren Vielzahl, Komplexität und Grenzenlosigkeit der Objekte überfordert sowie durch Technisierung und Arbeitsteilung von den Dingen entfremdet, sodass eine seelische Entwicklung gar nicht mehr möglich ist. Obgleich die Kulturgüter dem Subjekt bei seiner Entfaltung dienen sollen, verunmöglicht ihre Übermacht gerade dieses ¿ was Simmel als die Tragödie der Kultur bezeichnet. Gleichzeitig betont er, dass diese unvermeidlich sei. Es stellt sich die Frage, ob es tatsächlich keinen Ausweg aus dieser Tragödie gibt. Was kann der moderne Mensch tun, damit in der heutigen Überflussgesellschaft die Seele nicht verkümmert? Eine Antwort ergibt sich möglicherweise aus Erich Fromms Konzept der zwei Existenzweisen von Haben und Sein, welches er in seinem Werk ¿Haben oder Sein¿ beschrieben hat. Der Charakter des modernen Kulturmenschen ist demnach überwiegend geprägt von der Existenzweise des Habens ¿ mit allen sich daraus ergebenden Problemen. Es wird für diese Hausarbeit thesenhaft angenommen, dass die Tragödie der Kultur eben auf jener dominierenden Existenzweise des Habens beruht und eine Lösung des Konfliktes möglich ist, wenn der Mensch von der Existenzweise des Habens zur Existenzweise des Seins wechselt. Dabei zeigen jüngste Trends wie der Minimalismus oder die Do-it-yourself-Bewegung, dass ein Umdenken in einigen Teilen der Gesellschaft bereits stattfindet und der Mensch versucht, durch eingeschränkten Konsum und Reduzierung der Objekte auf das Wesentliche wieder zu jener Freiheit zu finden, die es ihm möglich macht, selbst tätig zu werden und in eine von Lebendigkeit geprägte, schöpferische Beziehung zu den Dingen zu treten, die die Seele wieder berühren und die Persönlichkeit sowie Individualität entwickeln. In dieser Arbeit soll jener Zusammenhang näher dargestellt werden.