Geschichte der Universität Unter den Linden 1810-2010

Die 'Geschichte der Universität Unter den Linden' analysiert die Biographie der Institution seit 1810 (Bände 1-3) und die Praxis der universitären Disziplinen (Bände 4-6). Band 4 gilt der ersten Phase, der Konstitution der Disziplinen in der Durchsetzung des Forschungsimperativs. Bestimmend dafür sind weniger die Philosophie oder die Gründungsrhetorik, sondern spezifische lokale, institutionelle und kommunikative Bedingungen: Die enge Vernetzung der Universität mit den zahlreichen naturwissenschaftlichen und künstlerischen Sammlungen der Stadt, eine Berufungspolitik, die Forschungsfähigkeit zum Kriterium macht, der - in Kontroversen durchgesetzte - Primat der je disziplinären Theorie und Methode, die Stärkung von Medizin und Naturwissenschaften durch laborbasierte Arbeit, die administrative Vorgabe, dass 'Enzyklopädie und Methodologie' in der Lehre verbindlich sind, und der Konsens, dass Bildung durch Teilhabe an einzelwissenschaftlicher Forschung geschieht. In den großen Entwürfen bei Schleiermacher und Savigny, Böckh und Niebuhr, Ranke und Droysen, Hirt und Curtius, Hoffmann und Magnus, Virchow und Helmholtz werden in Berlin in seltener zeitlicher und sozialer Dichte die Grundlagen von Theologie und Jurisprudenz, Philologie und Historiographie, Medizin und Naturwissenschaften neu gelegt, die Philosophie verändert sich von der System- zur Forschungsreflexion - die Universität findet ihre moderne Gestalt.

Heinz-Elmar Tenorth ist Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Rüdiger vom Bruch ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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