Geschichte des Zweiten Weltkriegs.

Eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs hat viele Fragen zu beantworten, vor allem aber diese drei: Warum war der Zweite Weltkrieg möglich, wie verlief er, und wie bildeten sich seine Folgen heraus? Damit ist in groben Zügen bereits die Gliederung dieser dreibändigen Arbeit umrissen. Der bereits vorliegende erste Teil beschäftigt sich mit den Voraussetzungen des Krieges, der folgende zweite Teil wird den europäischen Krieg 1939-1941 behandeln und der dritte den eigentlichen Weltkrieg ab Ende 1941. Da das schließliche Ergebnis des Krieges bis gegen Ende 1941 noch offen war, wird sich der dritte Teil neben der Schilderung des Ereignisablaufs vor allem der Frage widmen, wie sich die Folgen des Krieges herausbildeten, d. h. die Teilung Deutschlands, Europas und der Welt sowie der Gegensatz der neuen Supermächte. Für diese Folgen des Krieges waren dessen Verlierer, namentlich Deutschland, offenbar nicht oder zumindest nicht unmittelbar verantwortlich; es war ja nicht zwingend notwendig, daß die Hauptsiegermächte die Welt in hegemoniale Einflußzonen aufteilten, fallweise andere Länder unterdrückten und sich jahrzehntelang mit der wechselseitigen Vernichtung bedrohten. Entgegen einer immer mehr um sich greifenden Nabelschau, welche die deutsche Geschichte für alles und jedes verantwortlich macht, zeigt sich damit, daß der Zweite Weltkrieg nur dann zureichend zu verstehen ist, wenn er in größere, weltpolitische Zusarnmenhänge eingebettet wird, die das Handeln aller beteiligten Großmächte umgreifen. Dasselbe gilt schon für die Entfesselung des Krieges. Daß Hitler vom Beginn an auf den Krieg lossteuerte, dürfte heute weithin anerkannt sein, aber damit ist die tieferreichende und wahrscheinlich viel wichtigere Frage nicht beantwortet, warum er es konnte. Solchen Fragen stellt sich diese Arbei; deswegen sind für das Gesamtwerk (nicht etwa nur für einzelne Bände) die folgenden gedanklichen und methodischen Leitlinien maßgeblich: Erstens nimmt der Verfasser eine historische Ortsbestimmung des Zweiten Weltkriegs vor, welche den Krieg versteht als Stufe in einer während des 20. Jahrhunderts eingeleiteten, epochalen Umwälzung der Ordnungsprinzipien des Staatensystems. Zweitens wird eine Betrachtungsweise vermieden, die einzelne Länder, insbesondere Deutschland, über Gebühr in den Vordergrund rückt; vielmehr ist das einzelstaatliche Handeln in Frieden und Krieg zu gewichten nach seiner Bedeutung für die Entwicklung des Mächtesystems. Drittens sieht der Autor von jenem anklägerischen Pathos ab, das historische Ursachenforschung mit historischer Schuldzuweisung verwechselt. Der Autor bestreitet nicht, daß der Nationalsozialismus Schrecken über die Welt brachte, vertritt aber die These, daß der Nationalsozialismus weder in der Kontinuität eines deutschen Weltmachtstrebens stand noch die Verkörperung des deutschen Volkes war.

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