Geschichte und Region / Storia e regione 31/2 (2022)

Mary Louise Pratt führte das Konzept der transkulturellen Kontaktzonen für die Beschreibung von überseeischen Kolonialraumen ein, doch erlaubt ihre flexible Definition sozialer Räume auch die Anwendung auf andere Regionen und Räume. So greift dieses Heft von 'Geschichte und Region/Storia e regione' die Impulse, die Pratts Konzept anstößt, auf für die Untersuchung von Regionen in Zentraleuropa um 1900: Dabei richten die Aufsätze den Fokus auf die Habsburgermonarchie, während die Forumsbeiträge die räumlichen und zeitlichen Perspektiven erweitern. Die Schwerpunkte liegen bei Fragen der Mehrsprachigkeit, transnationaler oder transkultureller Kooperation sowie Wissenspraktiken in Kontaktzonen.

Seit 30 Jahren stellt die Zeitschrift 'Geschichte und Region/Storia e regione' einen kritischen und originellen Orientierungs- und Bezugspunkt in der regionalgeschichtlichen Literatur Tirols dar. Mit ihrer thematisch breiten, interdisziplinären Ausrichtung und methodisch innovativen Ansätzen ist sie eine etablierte Alternative und Ergänzung zur klassischen Landesgeschichte. Eine Besonderheit ist die Zweisprachigkeit der Zeitschrift (deutsch-italienisch), die sich als Kontaktstelle und Scharnier zwischen der italienischen und österreichisch-deutschen Forschungslandschaft begreift. Mit einem neuen, erweiterten Konzept versteht sich die Zeitschrift verstärkt als Forum für vergleichende Regionalgeschichte des mittleren Alpenraumes und versucht, das oft geforderte Desiderat eines Vergleichs neuer regionalgeschichtlicher Studien ein Stück weit umzusetzen.