Geschlechtermetaphorik und Gottesverhältnis

Die historischen Wurzeln einer weithin anerkannten Trennung zwischen Sexualität und Religiosität bzw. erotischer Menschenliebe und mystischer Gottesliebe werden in den biblischen und urchristlichen Schriften selbst gesehen. Aber ist die Gottesliebe prinzipiell unerotisch und leidenschaftslos? Oder sind die Liebesbeziehungen unter Menschen ungeeignet, um den Charakter religiöser Ergriffenheit und Liebe abzubilden? Ruben Zimmermann weist durch die Analyse biblischer und insbesondere urchristlicher Texte nach, daß eine Wechselbeziehung zwischen der geschlechtlichen Mann-Frau-Relation und der Gottesbeziehung gerade auch den jüdisch-christlichen Glauben durchdringt. Eine Überlagerung zwischenmenschlicher Geschlechterrelation und Gottesbeziehung wird vor allem dann sichtbar, wenn Aussagen aus dem Bereich der Mann-Frau-Relation zur Beschreibung der Gottesbeziehung herangezogen werden. Die Liebessprache des Menschen wird hierbei also im übertragenen Sinn zur religiösen Sprache, zwischengeschlechtliche Kategorien werden zum bildspendenden Bereich eines theologischen Metaphernkomplexes. Derartige Bildertexte mit religiöser Geschlechtermetaphorik können nun aber umgekehrt auch in den zwischengeschlechtlichen Bereich zurückwirken, die religiös gedeutete Geschlechterrelation wird zum Modell für zwischenmenschliche Liebesbeziehungen.

Born 1968; 1999 Dr. theol. from the University of Heidelberg; 2003 Habilitation from the Ludwig-Maximilians-University München; currently Professor of New Testament and Ethics at the Johannes Gutenberg-University in Mainz, Germany and research associate at the Department of Old and New Testament Studies of the University of the Free State, Bloemfontein, South Africa.

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