Gespräch? Dialog? Konversation?

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Rhetorik / Phonetik / Sprechwissenschaft, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Seminar für Allgemeine Rhetorik), Veranstaltung: Anfänge der Konversationsrhetorik, Sprache: Deutsch, Abstract: Jede Sprache verfügt über zentrale Vokabeln, deren Bedeutungs- und Anwendungsbereiche offensichtlich jedermann klar erscheinen. In Wirklichkeit ist eine derartige Klarheit nur möglich, da diese Begriffe über die Zeit hinweg einem Automatismus in Semantik und Gebrauch zum Opfer fielen, der sich jeder kritischen Prüfung wie Definierbarkeit entzieht - so ist dies auch im Deutschen.1 Es wird die Aufgabe dieser Arbeit sein, die Begriffe Gespräch, Dialog und Konversation aus diesem semantischen Sumpf zu befreien und sie einer längst fälligen, differenzierenden Analyse zu unterziehen. An deren Ende werden insbesondere drei grundlegende Fragen geklärt sein: (i) Anhand welcher greifbaren Kriterien können Gespräch, Dialog und Konversation definiert werden? (ii) Ist eine Systematisierung der Begriffe mittels dieser möglich? (iii) Welchen Nutzen hat die entworfene Systematik für die Praxis und welche Schlüsse lässt sie über die Kommunikation bei Castiglione und Guazzo zu? Kapitel 2 formuliert zunächst anhand von Beispielen aus Wissenschaft und Alltag einen Ist-Zustand, der deutlich macht, in welchem diffus-semantischen Spannungsfeld sich die Worte Gespräch, Dialog und Konversation aktuell befinden. In Kapitel 3 werden anschließend die bedeutendsten Richtungen der Gesprächsforschung mit ihren unterschiedlichen Ansätzen, Zielen und Wurzeln dargestellt. Nachdem Kapitel 2 und 3 die nötigen Hintergrundinformationen bereitgestellt haben, rücken im nachfolgenden Kapitel 4 die Fragen (i) und (ii)in den Fokus. Es wird der Versuch unternommen - unter Berücksichtigung verschiedener linguistischer Ansätze -, handfeste Kriterien zu formulieren, mittels derer zwischenmenschliche Kommunikation entweder als Gespräch, Dialog oder Konversation kategorisierbar sein soll. Die Antwort auf die dritte Frage, hält Kapitel 5 bereit. Einerseits wird die Praktikabilität der zuvor erarbeiteten Klassifizierung zurDiskussion gestellt, indem versucht wird, diese auf zwei frühneuzeitliche Werke - Castigliones ,Hofmann' und Guazzos ,Zivilisierte Konversation'(IV. Buch)- anzuwenden. Andererseits wird hinterfragt, ob die Einordnung der beiden Werke als 'Konversationsliteratur' nicht nur inhaltlich, sondern auch kommunikationstheoretisch haltbar ist. In Kapitel 6 sollen die im Verlauf der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse abschließend interpretiert, und in gegenwärtiger wie prospektiver Dimension diskutiert werden.

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