Gesundheit - Ethik - Ökonomik.

Im Schatten eines höchst erfreulichen medizinischen und medizintechnischen Fortschritts ist das Gesundheitswesen wachsenden finanziellen Belastungen ausgesetzt. Bei der sich abzeichnenden Entwicklung der technischen, demographischen und nicht zuletzt der rechtlichen Rahmenbedingungen sind dramatische Konflikte um die knapper werdenden Mittel absehbar. Trotz offenkundiger Ineffizienzen des bestehenden Systems werden Verbesserungsvorschläge von Ökonomen bisher jedoch nur in geringem Maße umgesetzt; manche treffen sogar auf einhellige Ablehnung bei Medizinern, Ethikern und Fachleuten aus anderen Disziplinen. Einige der vorgetragenen Einwände lassen sich relativ leicht widerlegen: Zwar kommt der medizinischen Versorgung (anders als 'gewöhnlichen' Sachgütern und Dienstleistungen wie etwa Automobilen oder Friseurleistungen) für viele Betroffene buchstäblich existenzielle Bedeutung zu. Wer die medizinische Versorgung deshalb jedoch insgesamt den ethisch vermeintlich defizitären Kräften des Marktes entziehen möchte, unterschätzt die Nebenwirkungen eines Verzichts auf Wettbewerb dramatisch. Andere Einwände wiegen schwerer: Ökonomen erweisen sich - trotz inzwischen selbstverständlicher Beachtung nichtmonetärer Effekte - weiterhin nicht unbedingt als Spezialisten im Aufspüren von Problemen der Schwächeren und Schwächsten einer Gesellschaft, zu denen kranke Menschen nun einmal regelmäßig zählen. So gehen von anreizverbessernden Maßnahmen regelmäßig Nebenwirkungen aus, die sich als normativ relevant und schließlich als hochgradig unerwünscht oder gar unerträglich erweisen können. Für das Gesundheitswesen ist daher in besonderem Maße eine fächerübergreifende gegenseitige Überprüfung von Vorschlägen erforderlich. Der vorliegende Sammelband, zu dem neben Vertreterinnen und Vertretern der Ökonomik u. a. auch solche der Medizin, der Theologie, der Soziologie und der Rechtswissenschaft beigetragen haben, bietet dieser Auseinandersetzung ein Forum, auf dem aktuelle Reformvorschläge diskutiert und auf konkrete Einzelprobleme angewandt werden.

Prof. Dr. habil. Detlef Aufderheide; Business Ethics and Strategic Management, School of International Business, Hochschule Bremen. Studium der Volkswirtschaftslehre und der Rechtswissenschaften in Bielefeld, Göttingen und Münster. Diplom-Volkswirt. Promotion zu einem wirtschafts- und unternehmensethischen Thema (im Verlag Duncker & Humblot erschienen). Habilitation zum Thema Wettbewerb durch Regulierung netzgebundener Energieversorgung. Zahlreiche Publikationen zur Wirtschafts- und Unternehmensethik. Herausgeber der Reihe »Wirtschaftsethische und moralökonomische Perspektiven« (zusammen mit Martin Dabrowski), die im Verlag Duncker & Humblot erscheint. Dr. Martin Dabrowski; Studium der Volkswirtschaftslehre und der Politikwissenschaft an der Universität Münster. Diplom-Volkswirt. Promotion zu einem wirtschafts- und sozialethischen Thema. Er arbeitet seit 1994 als Dozent in der katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus und leitet dort den Fachbereich »Wirtschaft, Sozialethik, Medien«. Herausgeber der Reihe »Wirtschaftsethische und moralökonomische Perspektiven« (zusammen mit Martin Dabrowski), die im Verlag Duncker & Humblot erscheint.

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