In einer Zeit soziologischer Diagnosen von Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Unübersichtlichkeit werden die Menschen nicht nur in der politischen und massenmedialen Öffentlichkeit, sondern bis in die kleinsten Einheiten des Sozialen mit der lautstarken Proklamation von Gewissheiten konfrontiert. Mit dem Anspruch jeweiliger 'Gewissheit' tritt hier nicht wahrheitsfähiges bzw. gesichertes Wissen auf. Es geht vielmehr um identitätsrelevante Weltsichten, Überzeugungen und nicht zuletzt auch Glaubensentscheidungen für etwas, das als maßgebend für die eigene Handlungsorientierung angenommen und gegen Widerstände sowie vor allem gegen den vermeintlich expertokratischen wissenschaftlichen Skeptizismus behauptet wird.

Oliver Dimbath, Prof. Dr., ist seit 2017Professor für Allgemeine Soziologie an der Universität Koblenz-Landau. Michaela Pfadenhauer, Jg. 1968, Dr. phil., ist Professorin für Kultur und Wissen am Institut für Soziologie der Universität Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Wissenssoziologie und Sozialkonstruktivismus, Mediatisierung und Soziale Robotik, Interpretative Sozialforschung.