Gibt es moralischen Zufall?

Das Problem des moralischen Zufalls betrifft die Frage, welchen Einfluss Zufallsereignisse auf moralische Urteile haben sollten. Der Beitrag plädiert dafür, dass die moralische Beurteilung von Akteuren nicht von Zufallsereignissen abhängig gemacht werden sollte, wir jedoch sehr wohl aus nicht-moralischen Gründen berechtigt sind, Akteure aufgrund von zufallsbedingten Handlungsfolgen negativen Reaktionen auszusetzen. Nach einer Präzisierung der Problemstellung (1) wird zunächst gezeigt, dass wir niemals berechtigt sind, das Ausmaß, in dem wir eine Person moralisch tadeln, von Zufallsereignissen abhängig zu machen, da dies dem Gebot der Universalisierbarkeit moralischer Urteile widerspricht und zudem auf einer Verwechslung wertender und normativer moralischer Urteile beruht (2). Dennoch kann es rational sein, einen Akteur, der zufallsbedingt einen Schaden bewirkt, negativen Reaktionen auszusetzen (3). Es gibt also ein Spannungsverhältnis zwischen moralischen und Rationalitätsgründen. Die (falsche) Intuition, dass es moralischen Zufall gebe, lässt sich durch den Versuch erklären, dieses Spannungsverhältnis aufzulösen (4).

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