An einem kleinen Stadttheater wird die Souffleuse gekündigt. Mit dem Furor eines einzigen Satzes umkreist die Novelle den letzten Moment vor der Kündigung: Frau Gilsbrod, Diva des Hauses und Muse des Dirigenten, gerade im Begriff ihr erstes viergestrichenes C im fortissimo zu singen, hat sich im Text verhakt und wartet auf den Einsatz der Souffleuse. Doch die kann ihr den Text nicht geben, denn sie muss beim Anblick der Gilsbrod schrecklich lachen. Während Gilsbrod ihre Koloratur verzweifelt auf a weitersingt, steigert sich die Souffleuse in die Versatzstücke ihrer Erinnerung hinein. Kindheitsbilder tauchen auf, die Schulzeit und immer wiederkehrend die Stimme der Mutter, die - ebenfalls Souffleuse - noch mitten auf der Bühne in ihrer goldbarocken Muschel saß, wo sie der Brandung des Meeres lauschend, das Theater atmen hörte. Komisch und abgründig zugleich durchleuchtet der Monolog der Protagonistin in seiner rauschhaften Kadenz das Leben am Theater, gibt eine Ahnung davon, welche Dramen sich auf und hinter der Bühne abspielen, in den geheimen Dachkammern und Hinterzimmern. Eine Parabel über den Untergang des Unsichtbaren, die Sparkasse im Theater und die kleinbürgerlich größenwahnsinnigen Stadttheaterillusionen.

Geboren 1975 in Bremen. Studierte französische Literatur, Publizistik, Theater- und Wirtschaftswissenschaften in Orléans und Berlin. Besuch der Lee Strasberg Schule, New York. Anschließend Arbeit als Spielleiterin und Regisseurin an den Theatern Bonn, Magdeburg, Bochum, Dresden, München, Michigan Opera Detroit und - Teatro Nacional Cláudio Santoro, Brasília. Theaterstücke, Erzählungen und Lyrikbände. 2009 Preis des 6. Marburger Kurzdramenwettbewerbs für 'Vergnügte Ruh', UA im Dezember 2009 in der Marburger Waggonhalle. 2010 UA 'Wintersonnenwende' im Rahmen der RUHR.2010.

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